Das Gesetz in Guinea verbietet schon lange, Mädchen beschneiden zu lassen. Aber der Kampf gegen Genitalverstümmelung ist zäh, denn diese Tradition ist tief in der Gesellschaft verankert, sowohl in der muslimischen als auch in der animistischen Kultur. Viele Christen des Landes mit zumeist animistischem Hintergrund haben diese alte Tradition leider ebenfalls noch nicht aufgegeben.
Pastor Esaïe K. sensibilisiert von Kissidougou aus landesweit Familien, Pastoren und Amtsträger über die Gefahren der Mädchenbeschneidung. Seine Aktivitäten zielen darauf ab, das Bewusstsein in den Gemeinschaften zu stärken, die Zahl der beschnittenen Mädchen zu reduzieren und die Gemeinschaften aktiv in den Schutz der Mädchen einzubeziehen. Der gesellschaftliche Druck auf unbeschnittene Mädchen ist sehr hoch. Pastor Esaïe und sein Team unterstützen und ermutigen junge Mädchen, diesem Druck nicht nachzugeben und helfen auch dort, wo Mädchen medizinische Hilfe brauchen, weil sie Opfer einer Beschneidung geworden sind.
Alle sollen wissen, was eine Beschneidung wirklich bedeutet
Ein wichtiger Bereich der Arbeit von Pastor Esaïe ist die Sensibilisierung und Zusammenarbeit mit religiösen und politischen Amtsträgern, mit Lehrpersonen und natürlich den Eltern. In der Arbeit mit Familien wird darauf hingearbeitet, dass sich die Eltern schriftlich verpflichten, ihre Töchter nicht beschneiden zu lassen. Es werden Seminare für verheiratete Paare organisiert, um sie über die gesundheitlichen Risiken und die teilweise lebenslangen, schrecklichen Folgen der Mädchenbeschneidung aufzuklären. Dazu konnten von den 20 geplanten Seminaren für dieses Jahr im ersten Halbjahr bereits 13 durchgeführt werden. Das ist wichtig im Blick auf die Ferienzeit von Juli bis September, in der die Kinder aus der Hauptstadt häufig zur Verwandtschaft in die Dörfer geschickt werden. Das bedeutet für die Mädchen ein erhöhtes Risiko. Besonders in der animistisch geprägten Waldregion im Südosten Guineas ist die Mädchenbeschneidung ein Initiationsritus, der unbeschnittene Mädchen schnell zu Aussenseiterinnen macht. Daher ist es besonders wichtig, sowohl die Eltern als auch die Mädchen im Vorfeld aufzuklären und dann moralisch zu unterstützen und zu ermutigen. Unbeschnittene Mädchen werden ausgebildet, um als Multiplikatorinnen zu fungieren und ihre Altersgenossinnen aufzuklären.

Sensibilisierung an Schulen und in speziellen Zentren
In Schulen, sowohl öffentlichen als auch privaten, werden Sensibilisierungsmassnahmen durchgeführt. Für das Jahr 2025 ist das Ziel, 300 Schulen zu erreichen. Im ersten Halbjahr waren es bereits 186 Schulen. Auch konnten Pastor Esaïe und seine Teams 950 Dörfer und Stadtteile besuchen, um zu sensibilisieren und so das Ausmass der Genitalverstümmelung zu verringern. In Gemeinden werden spezielle Zentren für die Ausbildung und Aufklärung junger Mädchen eingerichtet. Bis jetzt sind es 32. Pastor Esaïe hat sich vorgenommen, dieses Jahr in den 20 Präfekturen und Zonen 4’000 Mädchen in Seminaren oder in Zentren zu erreichen. Bis jetzt haben 1’985 Mädchen teilgenommen.

Moderne Möglichkeiten nutzen
Zur Aufklärung werden auch audiovisuelle Materialien genutzt. So konnten Filme in der Sprache Malinke produziert und auf Speicherkarten verteilt werden. Pastor Esaie und seine Mitarbeitenden sind also fast im ganzen Land aktiv. Er hat ein gut funktionierendes, dezentrales Netzwerk aufgebaut, das effektiv arbeitet. Wir freuen uns sehr, dass diese Arbeit Früchte trägt, was durch vielfältige Berichte untermauert wird.
Die grausame Tradition stoppen und mutig neue Wege gehen
Ein Beispiel ist Mabinty. Als Kind ging sie gerne zur Schule, aber es hiess, Schulen seien nichts für Mädchen. So hat Mabinty die Schule verlassen, von ihrer Patin den Beruf der Beschneiderin erlernt und damit ihr Geld verdient. Später wurde sie von ihrer Tochter und einer weiteren Assistentin unterstützt. Nun konnte jedoch eine Mitarbeiterin von Pastor Esaie der Tochter die Augen dafür öffnen, wie schlimm diese Praxis wirklich ist! Nach vielen Gesprächen haben alle drei Frauen beschlossen, diesen Beruf aufzugeben.
Mabinty ist Gott sehr dankbar, dass ihr Mann nicht nur Verständnis dafür hat, sondern ihr etwas Geld als Startkapital für einen kleinen Verkaufsstand gegeben hat. So kann sie auf andere Art zum Familienunterhalt beitragen.

Weitere Nachrichten aus unseren Aktivitäten
Wir waren das vergangene Jahr in Deutschland, aber Ousmane konnte zwei Mal nach Guinea reisen und ist auch in regelmässigem telefonischem Austausch, um unsere anderen Arbeitsbereiche zu betreuen.
Die Zusammenarbeit mit unserer Partnerkirche EPEG ist nach wie vor schwierig, bedingt durch die andauernde Leitungskrise. Dieses Jahr haben Jürg P., der Leiter von SAM global, und Ousmane die Vermittlungsversuche verstärkt, was leider nicht so angenommen wurde wie erhofft. Nun gibt es Bemühungen von der Kirche selbst, so dass es derzeit abends lange Telefonkonferenzen gibt. Aber auch diese Initiative stösst nicht überall auf offene Ohren. Die EPEG ist und bleibt ein Gebetsanliegen.
Auch die Unterstützung derer, die wegen ihres christlichen Glaubens benachteiligt und verfolgt werden, ist uns nach wie vor wichtig. Ousmane begleitet viele telefonisch, um sie zu ermutigen und zu beraten.
Herzlichen Dank für euer Interesse und eure Unterstützung.
Gitte und Ousmane D.