Seit anderthalb Jahren werden zusätzlich zu den Kindern der Primarschule MWR auch Schülerinnen und Schüler auf Sekundarschulniveau unterrichtet. Wir haben dem Sekundarschuldirektor ein paar Fragen gestellt.
Können Sie sich bitte kurz vorstellen?
Mein Name ist Samson O. und ich bin Direktor der evangelischen Sekundarschule Mustakhbal Wa Radja (Zukunft und Hoffnung) im Tschad. Ich bin 33 Jahre alt und verheiratet.
Wie viele Kinder haben Sie in Ihrer Schule und welchen Hintergrund haben diese?
Wir haben insgesamt 156 Schülerinnen und Schüler, die auf fünf Klassen verteilt sind. Fast 95 % von ihnen sind Muslime, nur sehr wenige sind Christen oder Animisten.
Ist es schwierig, die Klassen zu füllen, oder müssen Sie Bewerbungen ablehnen?
Es wäre leicht, die Klassen zu füllen, aber um ein gutes Schulniveau sicherzustellen, müssen die Kinder einen Aufnahmetest bestehen, was viele nicht schaffen. Darum gelingt es uns noch nicht, die Klassen mit Schülern zu füllen.

Wie viele Personen arbeiten für die Schule und was unterscheidet die Schule MWR von anderen Schulen in N’Djamena?
Insgesamt sind es 19 Personen, davon 5 Vollzeitkräfte und 14 Teilzeitangestellte (nebenamtliche Lehrkräfte).
Unsere Besonderheit liegt in der begrenzten Schülerzahl pro Klasse, den zusätzlichen Fächern wie Informatik, Elektrotechnik, Nähen, Tischlerei und Kunst sowie Arbeitsmethodik. Als christliche Schule umfasst unser Programm auch biblischen Unterricht und einen wöchentlichen Gottesdienst.
Was planen Sie für 2026?
Im nächsten Jahr planen wir, unser Hauptgebäude mit 12 Klassenzimmern fertigzustellen. Dann können die Direktion und die Finanzabteilung in eigene Räume umziehen. Zudem werden wir einen Werkraum und ein Chemie-/Physik-Zimmer einrichten. Mittelfristig wollen wir die Schule auf acht Klassen ausbauen.

Sie haben am Ende des letzten Schuljahres eine schwierige Phase durchgemacht. Was ist passiert?
Unsere Verwalterin verfügte leider nicht über die erforderlichen Kompetenzen. Der Wirtschaftsprüfer entdeckte viele Mängel. Das Komitee und ich versuchten, die Fehler zu finden, aber bestimmte Ausgaben konnten leider nicht mehr zugeordnet werden und der Verlust musste anderweitig gedeckt werden. Nun hat das Verwaltungskomitee ein Zweierteam für die Finanzverwaltung von Primar- und Sekundarschule eingesetzt. Es ist zuständig für die finanzielle Rechenschaft.
Danke für Ihren Einsatz, Samson, und wir sind zuversichtlich, dass sich die Schule gut entwickeln wird.
Nachfolgend ein Bericht von Serach N., der Frau von Florent N. Sie leitet die lokale Organisation AJDL, die in N’Djamena und in Goré sehr wertvolle Arbeit leistet. Das Team setzt sich für eine menschlichere und gerechtere Welt ein, im Sinne des Auftrags von Jesus, unseren Nächsten zu lieben wie uns selbst.
DIE POSITIVE VERÄNDERUNG IST OFFENSICHTLICH
Die Stärkung des Selbstvertrauens bei Jugendlichen und Frauen ist für eine lokale, nachhaltige Entwicklung von grundlegender Bedeutung. Unsere Aktivitäten umfassen:
Kurs «Lebenskompetenz»
Rund 400 Schülerinnen und Schüler nehmen an diesem Kurs teil, der an zwei Schulen dreimal pro Woche angeboten wird. Das von den Schülern bevorzugte Thema ist: «Sich selbst verstehen» mit den Modulen: einzigartig sein, Entscheidungen treffen, interne und externe Motivation, Lerntechnik. Eltern und Lehrpersonen bestätigen, wie sehr sich die Schüler durch diesen Unterricht verändern, was man an ihrem Verhalten erkennt, aber auch an der Art, wie sie ihre Meinung äussern, diskutieren und Einsicht zeigen.

Fötzel-Aktionen
Jedes zweite Wochenende sammeln 10 junge Freiwillige Abfall ein. Die Auswahl des Einsatzortes und die Planung erfolgen in Zusammenarbeit mit allen Beteiligten (Stadtverwaltung, Freiwillige und AJDL). Die Freiwilligen erhalten jeweils ein kleines Taschengeld.
Nachhilfe, Förderung und persönliche Begleitung
Die Nachhilfekurse für Grund- und Sekundarschüler an mehreren lokalen Schulen werden in der Regel im April und im Mai organisiert, also kurz vor den Abschlussprüfungen, um die Schüler gut vorzubereiten.

In Goré gibt es ein «Lesezentrum», das zweimal pro Woche geöffnet ist. Durchschnittlich kommen rund 15 Jugendliche, um an den Aktivitäten teilzunehmen.
Ein Kinderclub findet zweimal wöchentlich mit rund 40 Kindern statt. Dort bieten wir Unterstützung bei den Hausaufgaben an und es gibt Lernspiele, kreative Aktivitäten, Zeichnen, Wettbewerbe und Sommerkurse.

Seit 2022 machen wir bei der staatlichen Initiative «Monat des Buches» mit. Immer im November führen wir spezielle Aktivitäten durch wie beispielsweise Diktate, öffentliches Vorlesen, Rechtschreibwettbewerbe, Aktivitäten zur Förderung der frühkindlichen Bildung oder Frage-Antwort-Runden.
Als Partner geschätzt
Unsere Aktivitäten erfolgen häufig in Zusammenarbeit mit lokalen Behörden und Schulverantwortlichen. Sie unterstützen uns mit Material und stellen Lehrkräfte zur Verfügung, die uns helfen. Inzwischen werden wir von den lokalen Akteuren im Bildungsbereich, aber auch im Bereich der Umwelthygiene, anerkannt und geschätzt. Die Eltern zeigen mehr Interesse an der schulischen Entwicklung ihrer Kinder und die Schüler selbst erkennen, dass ihnen die Aktivitäten im Zentrum beim Lernen helfen. Sie motivieren auch andere, an den Veranstaltungen teilzunehmen.
Sérach N., Leiterin von AJDL
Herzlichen Dank für euer Interesse und eure Unterstützung!
Andreas Zurbrügg, Länderverantwortung Sahel




