Brasilien

Vor Freude mit den Kleidern unter die Dusche

24.10.2025
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5
Min.
Ein kleines blaues Haus auf dürrem Boden

Die Dürre im Süden des Piauí, im Sertão, ist seit jeher ein unerbittlicher Feind. Auch die rund 30 Familien, die im kleinen Weiler Pau de Birro leben, litten sehr unter dem Mangel an Wasser. Während der langen Trockenzeiten waren viele von ihnen gezwungen, teures Wasser von Tankwagen zu kaufen, während andere, die sich dies nicht leisten konnten, unbehandeltes Wasser aus weit entfernten Quellen herbeischaffen mussten.

Besichtigung der Situation vor Ort

Die Dorfbewohner hatten die zuständigen Behörden um Unterstützung bei der Bohrung eines Brunnens gebeten. Der Antrag wurde zwar bewilligt, doch nach der erfolglosen Bohrung erhielten sie die ernüchternde Erklärung: «In diesem Dorf gibt es kein Wasser.» Was für eine Enttäuschung! Und hier kommt Pastor Raimundo ins Spiel, der selbst aus diesem Weiler stammt. In seinem Dienst als Pastor hatte er an einem anderen Ort auch mit der Wasserknappheit zu kämpfen. Der Bau einer Kirche scheiterte lange Zeit daran. Als Raimundo dann den Kurs für Mission und Gemeindearbeit bei ProSERTÃO absolvierte, lernte er das Brunnenbauprojekt der Organisation kennen. Sofort dachte er an die Notlage seines Heimatdorfes und nahm, tief bewegt, mit dem verantwortlichen Mitarbeiter Martin B. Kontakt auf. Er schilderte eindringlich die Situation und das Team von ProSERTÃO reagierte. Zuerst wurden Ressourcen mobilisiert und dann mit der Bohrung eines neuen Brunnens begonnen – in der Hoffnung, das Leben aller Bewohner dauerhaft zu verändern.

Der Wasserturm steht

Sprudelndes Wasser und Tränen der Freude

Der Tag der Bohrung brannte sich unauslöschlich in das Gedächtnis der Dorfgemeinschaft ein. Bewohner, Familien und Kirchenmitglieder versammelten sich voller Erwartung. Als die Bohrung nach fast 100 Metern endlich auf Wasser stiess und der Brunnen zu sprudeln begann, brachen sich die Gefühle der Menschen ihre Bahn: Tränen, Freude und Lobpreis erfüllten das ganze Dorf. Von diesem Augenblick an vereinten ProSERTÃO, Pastor Raimundo und die Dorfbewohner ihre Kräfte, um ein Rohrnetz zu errichten, das das Wasser bis in jedes Haus brachte. Es wurde ein Werk der Gemeinschaft – getragen von Glauben, Hoffnung und Solidarität. Unter den vielen bewegenden Szenen dieses neuen Kapitels rührte eine Begebenheit besonders: Als Senhor Manuel zum ersten Mal den Duschhahn in seinem Haus öffnete, konnte er seine Freude nicht zurückhalten – voll bekleidet stellte er sich unter das fliessende Wasser, sehr zur Belustigung seiner Nachbarn. Sichtlich ergriffen erklärte er: «Das ist das erste Mal seit 53 Jahren, dass ich in meinem Haus duschen kann.»

Sprudelndes Wasser und sprudelnde Freude

Diese einfache, doch kraftvolle Geste wurde zum Symbol einer historischen Veränderung für die gesamte Gemeinschaft. Der Zugang zu sauberem Wasser brachte den Familien von Pau de Birro Würde, Gesundheit und neue Hoffnung. Doch die Veränderung blieb nicht auf das Materielle beschränkt: Das sichtbare Zeugnis von Gottes Fürsorge öffnete auch geistliche Türen. Viele Menschen suchten die Nähe zur Kirche, um von dem «Wasser des Lebens» zu hören, jenem Wasser, das nicht nur den Durst des Körpers stillt, sondern auch den Durst der Seele – Jesus Christus.

Dem Ruf Gottes freudig folgen

Wir freuen uns, immer wieder erleben zu dürfen, dass Menschen durch die Arbeit von ProSERTÃO mobilisiert und inspiriert werden. Ein Beispiel dafür ist Luis Carlos. Vor sieben Jahren nahm Luis Carlos in seiner Heimatstadt an einem Mini-Kongress von ProSERTÃO teil. Dort wurde er eingeladen, bei weiteren Aktivitäten von ProSERTÃO mitzuhelfen – was er gerne tat. Er war zu dieser Zeit als Vertreter einer Kosmetikmarke tätig. Mit wachsender Begeisterung für die Arbeit von ProSERTÃO begann er, die Mitarbeitenden regelmässig auf ihren Reisen zu begleiten. Dabei wurde er mehrfach herausgefordert, neue Schritte im Glauben und im Dienst zu wagen.

Ananda und Luis Carlos leben ihre Berufung im Sertão

Ein bedeutender Wendepunkt war die Teilnahme an der internationalen CIMA-Konferenz in Chile im Jahr 2020, kurz vor Beginn der Pandemie. Dort engagierte sich Luis erneut als Freiwilliger. In diesem Rahmen sprach Beat Roggensinger mit ihm und ermutigte ihn, sich für ein theologisches Seminar anzumelden. Nach einer Phase der persönlichen Reflexion entschied sich Luis, seine Tätigkeit als Verkäufer zu beenden und sich ganz dem theologischen Studium zu widmen. Gemeinsam mit seiner Freundin begann er im Januar 2021 das Studium, das beide Ende 2024 erfolgreich abschlossen. Heute sind die beiden als Ehepaar aktiv im Dienst von ProSERTÃO tätig: Luis bringt seine kommunikativen Fähigkeiten in der Mobilisationsarbeit ein, während Ananda das Sekretariat unterstützt und beim theologischen Basiskurs (CMM) mitarbeitet. Ein zentraler Bestandteil der Mobilisationsarbeit von ProSERTÃO ist das Praktikumsprogramm der Bibelschule «Wort des Lebens». Jährlich begrüssen wir rund 30 Studierende, die ein dreiwöchiges Praktikum in lokalen Gemeinden absolvieren. In den vergangenen Jahren konnten neben Luis Carlos und Ananda auch weitere ehemalige Studierende von «Wort des Lebens» im Sertão willkommen geheissen werden – ein ermutigendes Zeichen für die nachhaltige Wirkung dieser Partnerschaft.

Eine Praktikantin der Bibelschule im Einsatz

Herzlichen Dank für eure wertvolle Unterstützung.
Joel R. für das ProSERTÃO-Team

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