Den November habe ich wieder in Macenta verbracht. In den ersten beiden Wochen waren Christof W. und Ana P. erneut mit dabei.
Christof hat sich wieder mit viel Herzblut in der Physiotherapie engagiert. Er hat eine Weiterbildung über Querschnittlähmung durchgeführt, obwohl ihm das Französisch nicht so leichtfällt. Und wieder hat er praktisch ausgebildet, dieses Jahr besonders zwei Praktikanten. Zusammen mit der Spitalleitung hat er die Pläne für einen Ausbildungslehrgang für Physiotherapie an der hiesigen Gesundheitsschule vorangetrieben und sich auch zu allerlei praktischen Aspekten wie Gebäuderenovation, Management von Rollstühlen und internen Abläufen Gedanken gemacht. Danke Christof!

Ana hat wieder «ihr» Team auf der Radiologie begleitet und wird dort sehr geschätzt! Es zeigt sich sehr deutlich, wie wichtig eine Langzeit-Begleitung solcher Grossprojekte (wie eben das RANUMA-Projekt) ist – sowohl im Sinne eines langzeitigen Service-Vertrages mit dem Lieferanten (in diesem Fall der niederländischen Firma Delft Imaging), als auch im Sinne der Schulung / Begleitung des Personals. Ana hat bereits angekündigt, dass sie wieder kommt! Nebenbei hat mir Ana dieses Jahr auch geholfen, wieder einmal ein komplettes Inventar des Medikamenten-Lagers zu machen. Es war sehr ermutigend zu sehen, wie gewissenhaft der Verantwortliche, Alexandre, seine Arbeit macht und wie genau die erfassten elektronischen Zahlen mit der Realität übereinstimmen! Danke auch Dir, Ana!

Wie geht es weiter mit der Arbeit in Macenta?
Im Vorfeld meiner Reise wurde ich verschiedentlich gefragt, wie lange ich mich noch weiter so engagieren wolle in Guinea? Der Spagat zwischen dem (ausgefüllten und hektischen) Leben und Arbeiten in der Schweiz und der (sehr anders gelagerten) Verantwortung in Guinea ist manchmal belastend, für mich persönlich wie auch für uns als Familie. Wir sind momentan aber zum Schluss gekommen, dass uns Gott in diese Aufgabe gestellt hat und es keinen Grund gibt, daran etwas zu ändern, solange Er uns nicht klar in eine andere Richtung führt.
Was motiviert mich, in Guinea weiterzumachen?
Es sind zwei Hauptaspekte: Die Not ist gross. Jedes Mal, wenn ich hier in Guinea ankomme, trifft es mich wieder wie ein Schlag. Guinea ist ein sehr armes Land.
Wir in der Schweiz leben in einer «Wohlstandsblase» – unsere Realität ist nicht «normal», wenn man die Mehrheit der Menschen als Massstab nimmt.
Es fängt bei einfachen Dingen an: Im Haus, wo ich momentan wohne, hat es nur fliessendes Wasser, solange der Regen das Wasserschloss füllt, weil das Haus auf einem Hügel liegt und es keine städtische Wasserversorgung gibt. Zu Beginn meines Aufenthalts hat es noch genügend geregnet – nun muss ich das Wasser aus Kanistern nehmen. Ich habe den Luxus, dass mir mein Wasser von Spitalmitarbeitern ins Haus geliefert wird. Anderswo muss jemand – meistens Frauen oder Mädchen – das Wasser an einem Brunnen holen und ins Haus schleppen. Nun wird mir bewusst, wie aufwändig Abwaschen ohne fliessendes Wasser ist und wie viel Wasser einmal WC-Spülen braucht! Es gäbe noch viele weitere Beispiele – unsere fantastischen ÖV und Krankenkassen oder unser Rechtsstaat. Im CHRS sieht man der Not erst recht ins Gesicht – wenn ich da an den 15-Jährigen denke mit dem offenen Beinbruch wegen eines Arbeitsunfalls in der Mechaniker-Lehre. Sein Bein musste amputiert werden. Wäre das mein Sohn gewesen, wäre er operiert worden und würde kaum langfristige Probleme davontragen.

Die Mitarbeitenden sind sehr engagiert
Die Not ist ein Ansporn – aber sie könnte auch zur Resignation führen. Was mich sehr motiviert, sind unsere Kollegen hier. Ich staune immer wieder, wie sehr sich die Spitalleitung engagiert und nichts unversucht lässt. Die Initiativen für neue Projekte gehen aktuell meist vom Spitaldirektor Daniel aus, beispielsweise die wissenschaftliche Studie über chronische Hautgeschwüre ULCEMA, die wir momentan umsetzen, oder der Neubau eines Laborgebäudes zur Weiterentwicklung der Molekularbiologie-Möglichkeiten. Einfach cool! Neben ihrem Engagement staune ich aber auch über den Glauben und die Resilienz unserer Freunde. Ein kleines Beispiel: Kurz nach meiner Ankunft gab es ein relevantes Problem mit dem Spital-Server. Infolge einer Fehlmanipulation hatten wir keinen Zugang mehr dazu und mussten befürchten, sämtliche Spital-Daten zu verlieren, da leider auch die Backup-Funktion versagt hat. Es war ein Riesen-Schock für alle! Die Spitalleitung berief eine Krisen-Sitzung mit allem Personal ein (inmitten der wartenden Patientenmengen) und es wurde ein Krisenplan aufgestellt mit manuellem Management der Patienten wie anno dazumal. Vor allem aber wurde gebetet. Auf Anweisung des Spitalseelsorgers haben wir uns alle die Hand gegeben und die Situation Gott hingelegt. Man mag nun an Wunder glauben oder nicht – aber noch am gleichen Abend konnten meine Schweizer Informatiker-Kollegen Christina (die das Netzwerk 2023 installiert hat) und David G. (der 2024 hier war) das Ganze per zig Whatsapp-Nachrichten und Fernwartung wieder zum Laufen bringen! Die Freude und Erleichterung im Personal waren riesig! Mein Fazit: Gott ist offenbar weiterhin «dran» mit dem CHRS – da will auch ich weiterhin mein Bestes geben.

Aufteilung des Projekts ProESPOIR
Seit Mai/Juni 2025 haben wir wieder kein festes Personal von SAM global vor Ort. Die Projekte gehen aber natürlich weiter. Aus praktischen und organisatorischen Gründen haben wir uns entschieden, das bisherige ProESPOIR auf zwei einzelne Projekte aufzuteilen: Die ganzheitliche Unterstützung des CHRS (David Leuenberger) und die anderen Arbeiten wie Schule, Gefängnisdienst, Sending Ministry (Jürg Pfister). Mehr dazu in den nächsten NEWS.
Vielen Dank euch allen für eure Unterstützung der Arbeit hier! Vergelt’s euch Gott!
David Leuenberger, Begleitung des CHRS von der Schweiz aus




