Guinea

Die Liebe macht den Unterschied

5.11.2025
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5
Min.
Sechsjunge Frauen stehen nahe zusammen

«Nicht an der Menge unserer Arbeit hat Gott Freude, sondern an der Liebe, mit der wir arbeiten.» Dieser Satz von Franz von Sales begleitet uns hier tagtäglich: Wir sehen überall, was man noch alles machen sollte, wo man noch helfen könnte, wo Einsatz gefragt wäre – ohne Ende, eine «Never Endig Story».

In den letzten Monaten wurde uns immer mehr bewusst, dass es nicht darauf ankommt, wieviel wir tun, sondern mit wieviel Hingabe, Aufmerksamkeit und Liebe wir es tun. Geben wir uns hin? Tun wir es aus Liebe anstelle von Pflichtbewusstsein und Helfersyndrom?
In diesen News wollen wir euch einige Blitzlichter geben aus unserer Arbeit, die Geschichte von Ruth M. erzählen und wir möchten euch mit Beispielen von Menschen ermutigen, mit uns diesen Weg der Liebe und Hingabe zu gehen.

Der lange Weg hat sich gelohnt

Ruth M. ist 19 Jahre alt und im Osten des Landes aufgewachsen. Dort hat sie keine Grundschule besucht oder nur dürftig. Ihr Onkel N’kossa ist seit langem mit der Mission Philafricaine verbunden. Eines Tages ruft er uns an und fragt, ob Ruth die Hauswirtschaftsschule besuchen dürfe. Auf die Frage, ob sie lesen und schreiben könne, kommt ein klares Nein. Also müssen wir absagen. N’kossa gibt jedoch nicht auf. Er organisiert einen Alphabetisierungskurs für Ruth, bezahlt alle Ausgaben, ermutigt Ruth und treibt sie an, lesen und schreiben zu lernen. Nach einem Jahr ruft er wieder an: «Ruth kann jetzt schreiben und lesen. Darf sie nun kommen?»
Ok, wir versuchen es! Er schickt Ruth mit dem Taxi in die Hauptstadt, wo sie mit ein paar Säcken ankommt. Sie war noch nie in der grossen Stadt und wirkt ziemlich verloren. Wir quartieren sie im «L’Abri» ein, wo sie sich gut eingliedert. Ruth spricht kaum und kommt uns vor wie ein scheues Reh. Woche um Woche taut sie mehr auf, spricht wenig, aber beobachtet gut. Nach sechs Monaten überreichen wir ihr das Diplom. Sie bricht nicht in Freudentänze aus, aber ihr strahlendes Lächeln sagt alles. Sie ist unglaublich stolz, sie hat es geschafft!

Das strahlende Gesicht sagt alles

Bereits während der Zeit der Hauswirtschaftsschule überlegen wir jeweils, wie es mit den einzelnen Frauen nachher weitergehen könnte – so auch für Ruth. Weil ich weiss, dass es in der Stadt, in der N’kossa lebt, ein Zentrum der Partnerorganisation GBEEG (Groupes bibliques d’élèves et étudiants de Guinée) gibt, frage ich kurzerhand dort an, ob sie eine Haushälterin suchen. Das Leiterehepaar reagiert begeistert, brauchen sie doch dringend Unterstützung für die Reinigung, in der Küche und Wäscherei. Heute lebt Ruth in der Nähe ihres Mentors N’kossa und unter der Obhut eines reifen und kompetenten Leiterpaares. Ruth macht ihre Arbeit gut, sie arbeitet selbständig und kompetent.

Grundsteine legen, damit Träume wahr werden können

Am Tag der Diplomierung frage ich die Frauen, was sie für Träume für ihr Leben hätten. Ruth sagt wie aus einer Pistole geschossen: «In fünf Jahren werde ich mein eigenes Restaurant eröffnet haben! Ich werde arbeiten, Geld zur Seite legen und bin sicher, dass es ausreichen wird, um einen eigenen Restaurationsbetrieb zu eröffnen!»
Diese Geschichte zeigt auf, wie wichtig es ist, dass wir hier mit verschiedenen Menschen zusammenarbeiten, denn verschiedene Personen haben direkt oder indirekt mitgeholfen, dass Ruth diesen Weg gemacht hat. Es kommt auf alle an.

Diplomfeier vom letzten Kurs, der im April abgeschlossen hat

Kostbares Mittragen mit Herz und Kreativität

Damit wir unsere Arbeit um ein weiteres (Schul-)Jahr weiterführen können, brauchen wir Unterstützung aus unserer Heimat. Deshalb verbringen wir als Projektleitende immer wieder Zeiten in der Schweiz. So auch diesen Sommer: Wir verbrachten natürlich Zeit mit unseren Kindern und Enkelkindern. Aber ein Grossteil unseres Aufenthalts war geprägt von Begegnungen mit Unterstützenden, Freunden, Kirchen und Leitenden aus verschiedenen Organisationen. Wir sind immer wieder überrascht von der Grosszügigkeit, der Kreativität und des Interesses unserer Freunde und Unterstützenden. Hier einige Beispiele:

Fiona, eine 19-jährige Maturandin, organisierte als Maturaarbeit ein Benefizkonzert für die Hauswirtschaftsschule Conakry mit verschiedenen Künstlern! Nach Abzug aller Spesen überwies sie fast CHF 9’000.- an unser Projekt!!! Vielen herzlichen Dank.

Ein Benefizkonzert – was für eine tolle Idee

Beat, Annette, Beatrice – alle drei feierten ihren 60. Geburtstag, verzichteten auf Geburtstagsgeschenke und ermutigten ihre Gäste, einen Betrag an uns zu überweisen. Einige Tausend Franken sind zusammengekommen.
Brigitte, eine liebe Freundin, rannte am Sponsorenlauf mit und suchte ihre Sponsoren gleich selbst! Sie sammelte gut CHF 2’500.- Peter rannte als Projektleiter 17 Runden – unterstützt von 61 Sponsoren ergab dies die satte Summe von CHF 14’000.-
Dazu kommen alle die treuen Spender, die seit vielen Jahren monatlich Geld an unser Projekt überweisen! Von Herzen ein riesengrosses MERCI BEAUCOUP für euer «euch Verschenken» mit Hingabe und Liebe! Ihr alle seid Teil unseres Projektes, unserer Arbeit in Guinea – ohne euch würde es nicht gehen!

Brigitte und Peter haben vollen Einsatz gegeben

Bleibt ihr mit uns dran?

Nachdem wir im April acht Frauen das Diplom übergeben konnten, starteten am 14. Oktober wieder acht Frauen im Kurs Nr. 6 der Hauswirtschaftsschule! Dieses Mal wird Aminata Lydie (meine langjährige Assistentin) einen Grossteil des Unterrichts übernehmen. Ich möchte mich ersetzbar machen! Aminata macht das sehr professionell und kulturell gut angepasst. Wiederum sind es acht Frauen mit acht verschiedenen Geschichten, die meisten davon sehr schwierige. Betet ihr mit, dass sie Liebe Gottes erfahren und eine Perspektive für ihr Leben bekommen dürfen?

Aminata unterrichtet professionell

Herzlichen Dank für euer Mittragen unserer Arbeit in Guinea, einem der ärmsten und am wenigsten entwickelten Länder Afrikas.
Cornelia & Peter F.

SAM global
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