In einigen Regionen von Burkina Faso beeinträchtigen die Dschihadisten das tägliche Leben der Zivilbevölkerung so stark, dass sich viele Menschen gezwungen sehen, ihre Wohnorte zu verlassen und zu fliehen. Darunter sind auch interkulturelle Mitarbeitende, die von der EE/SIM ausgesandt wurden.
Einer von ihnen ist Pastor Luc Y. Er hat Gottes Bewahrung eindrücklich erlebt und ermutigt nun die anderen Pastoren, Gott zu vertrauen und ihm treu zu bleiben. Er erzählt:
Glück oder vielmehr Bewahrung
Ursprünglich komme ich aus Koalidéni, einem Dorf in der Nähe von Fada. Ich war aber im pastoralen Dienst in einer der Gemeinden von Gourma namens Ougarou tätig. Das liegt an der Strasse zum Niger, fünfundvierzig Kilometer von Fada entfernt. Eines Tages, als ich von Matiakoali, wo ich einen pastoralen Vorbereitungskurs unterrichtete, nach Ougarou fuhr, wurde ich auf der Strasse angehalten und in den Busch gebracht. Die Männer fragten mich, was meine Tätigkeit sei. Ich sagte, ich sei Pastor, aber sie verstanden nicht, was das bedeutete. Sie legten ihre Gewehre an, um mich zu erschiessen. Ich betete und legte mein Leben in Gottes Hände. Ein Dschihadist fragte nochmals, was ich beruflich mache. Ich erklärte, ich sei ein Diener Gottes, der alle versammle, die Christus nachfolgen und sonntags in der Kirche über das Wort Gottes predige. Da wollte der Dschihadist doch zuerst mit seinem Chef Rücksprache nehmen. Zusammen schauten sie in ihren Vorschriften nach und fanden heraus, dass es ihnen nicht erlaubt war, einem Diener Gottes zu schaden oder sein Geld zu nehmen. «Du hast Glück gehabt», sagte der Mann, als er zurückkam, und sie liessen mich gehen. Doch nach kaum zehn Kilometern wurde ich wieder von einer Gruppe angehalten. Auch hier wäre ich fast getötet worden. Nach einigem Hin und Her liessen sie mich jedoch frei. Nach diesen Ereignissen blieb mir keine andere Wahl, als meinen Einsatzort zu verlassen und meine Familie in Fada in Sicherzeit zu bringen.
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Die Kirche nimmt sich der Vertriebenen an
Die vielen Vertriebenen stellen uns als Kirche EE/SIM vor grosse Herausforderungen. Wir wollen das Salz der Erde und das Licht der Welt sein. Deshalb haben wir eine Hilfsorganisation gegründet: Die Charité en Action pour un Développement Intégral (CADI). In der Tat muss die Existenz der Kirche eine tiefgreifende Erneuerung des spirituellen und sozialen Lebens markieren, die eine Folge der guten Nachricht von Jesus Christus ist. CADI hat sich dazu verpflichtet, Binnenvertriebene, Witwen und Waisen mit Lebensmitteln und lebensnotwendigen Materialien zu versorgen. Anschliessend organisiert CADI Schulungen, nach deren Abschluss die Begünstigten mit dem nötigen Material und einem kleinen Kredit ausgestattet werden, um selbst eine einkommensgenerierende Tätigkeit (AGR) aufzubauen. Jede Person wählt die Tätigkeit, die er oder sie durchführen möchte und erhält eine Ausbildung in diesem Bereich. Nach Erhalt des Kredits werden die Begünstigten von Mitarbeitenden vor Ort betreut und beraten. Von 2024 bis Juni 2025 haben wir 319 Pastoren mit ihren Ehefrauen und andere Personen ausgebildet. Unsere Massnahmen haben 606 Haushalte mit gesamthaft rund 3’640 Personen erreicht. Das war möglich dank der Finanzierung durch SAM global.

Mit diesen Tätigkeiten können die Familien ein Einkommen erwirtschaften, um damit die Grundbedürfnisse des Lebens zu decken: Nahrung, Gesundheitsfürsorge, Schulgebühren, Unterkunft etc. So bleiben sie nicht in der Abhängigkeit stecken. Sie haben Möglichkeiten in den Bereichen Getreideanbau, Viehzucht, Gartenbau, Herstellung von lokalen Stoffen usw. Wir planen eine Ausweitung der Ausbildungen, um so viele Menschen wie möglich wirtschaftlich, sozial und geistlich zu unterstützen. Zwei Personen berichten:
Schon 180 kostbare Hühner
Mein Name ist Déborah O. und ich bin aus Diapaga geflüchtet. Ich wurde 2024 in Geflügelzucht ausgebildet und habe von CADI 50 Hühner erhalten. Drei Monate später verkaufte ich 45 Poulets und konnte 75 Küken anschaffen. Heute habe ich 180 Tiere und verdiene so viel Geld, dass ich davon leben und meine Familie unterstützen kann. Ich danke Gott und bete, dass die Aktivitäten von CADI weitergehen, damit auch andere davon profitieren können. Möge Gott Sie segnen.

Die Ziege ist ein Segen
Ich heisse Dori S. und wurde von CADI ausgebildet. Ende 2023 habe ich eine Ziege bekommen. Sie hat bereits dreimal geworfen und jedes Mal zwei Zicklein geboren. Vier davon haben ich für den Bedarf der Familie verkauft und die Ziege hat soeben wieder zwei Junge geboren. Das ist ein Segen für uns, Gott sei gelobt. Vielen Dank an CADI und ihre Partner. Gott segne Sie.

Herzlichen Dank für Ihre Unterstützung, damit wir vielen geflüchteten Menschen eine Perspektive geben können.
Pierre M., Koordinator der Entwicklungsarbeit der EE/SIM
BIO-ANBAU ÜBERZEUGT – ABER ES BRAUCHT NOCH EINIGES
Durch Schulungen von Wity-Agro können Landwirte ihre Erträge steigern, haben aber auch mit Herausforderungen zu kämpfen. Der Koordinator, Sosthène N., hat uns drei Berichte von Landwirten geschickt, die an den Schulungen und Experimenten teilgenommen haben:
Natürliche Düngemittel sind schwerer zu beschaffen
Mein Name ist André Z. Ich bin Landwirt und wohne in Poedogo, einem Dorf nahe der Stadt Loumbila. Ich produziere Zwiebeln, Tomaten und Auberginen. Die Mitarbeitenden von Wity-Agro erklärten uns, dass sie gekommen seien, um uns eine neue Anbaumethode beizubringen. Damit könnten wir unser Gemüse ohne den Einsatz von Chemikalien mit natürlichem Dünger und Schädlingsbekämpfungsmitteln auf natürlicher Basis produzieren. Zugegeben, wir waren etwas zögerlich und zweifelten an der Wirkung, weil wir bisher immer Chemikalien verwendet hatten. Zu Beginn des Experiments erhielten wir Saatgut für Paprika, Tomaten und Salat, und wir bekamen Kompost, um unsere Böden zu düngen. Wir führten also die Aussaat durch und die Mitarbeitenden unterstützten uns während des gesamten Prozesses regelmässig. Wir legten sechs Beete an für die natürliche Produktion und weitere sechs für die Produktion mit Einsatz von Chemikalien, damit wir die beiden Varianten hinsichtlich der Erträge in qualitativer und quantitativer Hinsicht vergleichen konnten. Bei den Tomaten haben wir mit den natürlichen Mitteln rund 50 kg erreicht, was im Verhältnis zur bewirtschafteten Fläche wirklich interessant ist. Das grösste Problem bei der Anwendung dieser agroökologischen Produktionstechnik in grossem Massstab ist die Verfügbarkeit von natürlichen Düngemitteln in genügenden Mengen, die schwerer zu beschaffen sind als chemische Düngemittel.

«Die neuen Methoden haben mich überzeugt»
Mein Name ist Mamounata I. Ich bin im Gemüseanbau tätig ist und wohne in Nomgaga bei Loumbila. Die Erfahrung mit Wity-Agro war wirklich sehr bereichernd und wir würden sie gerne wiederholen. Zusätzlich zu den neuen Techniken und Produktionsmethoden, die wir gelernt und erworben haben, erhielten wir am Ende des Experiments Saatgut und wurden mit Werkzeugen und landwirtschaftlichen Geräten ausgestattet, um unsere Arbeit zu erleichtern. Wir sind nun überzeugt, dass es möglich und besser ist, Gemüse ohne chemische Düngemittel und Pestizide zu produzieren.

Wichtig ist, dass die Produkte gut verkauft werden können
Ich heisse Harouna Z. und bin Gemüseproduzent in Poedogo 2 bei Loumbila. Auch für mich war die Erfahrung mit Wity-Agro sehr positiv und lehrreich. Die Produktion war sehr zufriedenstellend. Die grösste Sorge war der Absatz der Produkte auf dem Markt. Wir ernteten unsere Tomaten zu dem Zeitpunkt, in dem Tomaten im Überfluss auf dem Markt waren. Da unser Gemüse von besserer Qualität und daher teurer war, stimmten unsere Preise nicht mit denen des Marktes überein, was die Dinge für uns erschwerte. Ich schlage vor, dass wir die Produktionszeit neu anpassen; so dass die Erntezeit mit der Hungerperiode zusammenfällt, damit es für uns rentabler und vorteilhafter ist.

Wir sind sehr dankbar, dass unsere Partner in Burkina Faso so zuverlässige und wertvolle Arbeit leisten und den Menschen dienen. Die drei Berichte zeigen klar auf, dass weiterhin Entwicklungsbedarf besteht. Danke für euer Interesse und eure Unterstützung.
Andreas Zurbrügg, Länderverantwortung Sahel