Tschad

Zukunft und Hoffnung für das Land

29.5.2024
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10
Min.
4 tschadische Mädchen, die die 3. Sek besuchen, in Schuluniform

Schon seit fast zehn Jahren existiert die Primarschule Mustakhbal wa Radja‘ (Zukunft und Hoffnung), die von SAM global gegründet wurde. Am 11. März 2024 konnte die langersehnte Oberstufe eingeweiht werden, nachdem der Bau der Klassenzimmer erfreulich rasch erfolgte.

Der Schulleiter begrüsst die Anwesenden an der Einweihungsfeier

So können dieses Jahr die 101 Schülerinnen und Schüler der drei neu eröffneten Klassen ihre eigenen Schulzimmer beziehen. Was für eine Freude! Nebst unserem Mitarbeiter Florent waren auch Jürg P. und Andreas Z. an der Einweihungsfeier anwesend. Der Quartiervorsteher sagte bei seiner Ansprache:

«Ausbildung ist das Leben, Unwissenheit der Tod. Dank dieser Schule werden hier zukünftige Ärzte heranwachsen.»
Der Quartiervorsteher mit Florent


Es ist unser Wunsch, dass die Mädchen und Jungs das Land voranbringen werden, weil sie gut ausgebildet sind und hoffentlich die gelernten christlichen Werte mit Überzeugung leben. Der Schulleiter berichtet von der Feier:

Viel Ermutigung und Dankbarkeit

Nachdem die verschiedenen Würdenträger aus Kirche und (Bildungs-)Behörde, die lokalen Verantwortlichen, die Verantwortlichen von SAM global, Elternvertreter, Lehrpersonen der Grund- und Mittelstufe, alle Schülerinnen und Schüler der Mittelstufe sowie der Bauunternehmer und der Ingenieur vor Ort waren, startete die Zeremonie mit Gesang und Gebet. Danach ergriffen die Ehrengäste nacheinander das Wort, dankten Gott für seine Gnade gegenüber dem College und SAM global für die finanzielle Unterstützung. Sie sprachen den Verantwortlichen des Colleges ermutigende Worte zu und gaben ihnen einige Richtlinien für die Verwaltung mit auf den Weg, die sie befolgen sollten.


Die Verantwortlichen von SAM global äusserten ihre Anerkennung Florent gegenüber, der ihr direkter Mitarbeiter im Tschad ist, und gaben dem Team ermutigende Worte für diese Arbeit weiter. Auch das Bauteam wurde verdankt. Die Redner richteten ebenfalls ermutigende Worte an die Schülerinnen und Schüler, die anschliessend ihre praktischen Arbeiten im Bereich der Elektrotechnik präsentierten.
Der Vertreter der Evangelischen Kirche des Tschad durchschnitt feierlich das Band und weihte das College mit einem Moment des Gebets offiziell ein.
Zum Abschluss wurde gemeinsam eine einfache Mahlzeit eingenommen. Es war allerseits viel Zufriedenheit und Dankbarkeit zu spüren.
Samson S., Direktor

Ein gemeinsames Essen gehört immer dazu

Es folgen zwei Berichte, einer über den Jugend- und Sozialdienst von Sérach N. und der zweite ist ein persönlicher Erfahrungsbericht von Gisèle N., die das Lehrerseminar CEFE besucht und entdeckt hat, wie wertvoll der Lehrerberuf ist.
Herzlichen Dank für euer Interesse und eure Unterstützung.
Andreas Zurbrügg, Länderverantwortlicher Sahel

EINSATZ FÜR BENACHTEILIGTE FRAUEN

Seit 2019 arbeitet Sérach, die Frau von Florent N., im Jugend- und Sozialdienst zugunsten von Kindern und Jugendlichen im Süden des Tschad (AJDL). Nun hat sie in einer neuen Phase eine Arbeit in N’Djaména, im Quartier Am Sénéna, gestartet und berichtet:
Wir haben ein Zentrum (nicht nur) für Jugendliche gegründet. Es heisst «Betal-Salam», was arabisch ist und «Haus des Friedens» bedeutet, und ist eine Anlaufstelle für junge Binnenmigrantinnen, aber auch für Frauen in schwierigen Situationen wie Witwen oder ältere Frauen ohne familiäre oder anderweitige Unterstützung. Zur ersten Kategorie gehören Frauen im Alter zwischen 10 und 25 Jahren, die häufig von wohlhabenden Haushalten in den nördlichen Stadtteilen angeworben werden, wo sie für Löhne, die weit unter dem Mindestlohn liegen, die niederen Arbeiten im Haushalt verrichten müssen. Sie kommen oft mit den Übeln einer Grossstadt in Berührung: Gewalt, Sucht, kaum Bildung, Isolation, Armut, Misshandlung, Prostitution, sexueller Missbrauch, Teenagerschwangerschaften, Ansteckung mit HIV/AIDS und anderen sexuell übertragbaren Krankheiten, Ausbeutung und sogar Sklaverei.

Junge Frauen – oft vielen Gefahren ausgesetzt

Hilfe zur Hilfe untereinander

Unsere Angebote im Auffangzentrum sind: Zuhören – Informieren – Begleiten und Beraten der gefährdeten jungen Binnenmigrantinnen. Ausserdem helfen wir mit bei der Prävention von Gesundheitsproblemen und im Gesundheitsunterricht an Schulen.
Im Gespräch mit den jungen Frauen unterstützen wir sie in ihrem Glauben. Die Gewissheit, von Gott geliebt und wertgeachtet zu sein, stärkt ihr Selbstwertgefühl. Das ist die Grundlage, dass sie einen guten Weg einschlagen und selbständig werden können. Wir sprechen die Aspekte der körperlichen Gesundheit an und ermutigen sie, sich mit anderen Frauen in der gleichen Situation zusammenzuschliessen und zu überlegen, wie sie sich gegenseitig unterstützen können. In dieser ersten Phase sind wir daran, eine Bestandesaufnahme zu machen und gemäss den Bedürfnissen der Frauen ein Projekt zu formulieren, das ihnen helfen könnte.
Für verwitwete und ältere Frauen sieht es ähnlich aus. Die Idee ist, sie zusammenzuführen, damit sie miteinander über ihre Probleme sprechen, füreinander beten und Heilung erfahren können. So sollen sie gestärkt werden mit dem Ziel, dass sie selbständig ein kleines Geschäft gründen, um sich selbst versorgen zu können. Dazu sollen sie einen Mikro-Kredit als Startkapital erhalten, den sie zu einem gewissen Prozentsatz am Ende der Woche oder des Monats zurückzahlen.
Um starten zu können, müssen wir jedoch über ein Startkapital verfügen oder finanzielle Unterstützung von einer Partnerorganisation erhalten. Nach dem ersten Durchgang kann das zurückgezahlte Geld anderen Personen zur Verfügung gestellt werden. Doch auch hier wollen wir vorerst abklären, ob das den tatsächlichen Bedürfnissen entspricht.
Für die Aktivitäten der verschiedenen Gruppen können wir einen Raum in der Nachbarschaft nutzen. Ein erstes Treffen fand am 4. April statt.
Sérach N.

Ein erstes Treffen im Auffangzentrum

EIN EDLER BERUF

Mein Name ist Gisèle N. Ich bin tschadische Staatsbürgerin, lebe in N’Djaména und studiere im zweiten Jahr des französischen Studiengangs für Sekundarlehrer am Lehrerseminar CEFE (Centre Evangélique de Formation pour Enseignants). Ich habe einen Bachelor-Abschluss in Unternehmens- und Organisationskommunikation gemacht. Danach habe ich in der Marktforschung gearbeitet, bevor ich arbeitslos wurde. Nach zwei Jahren kehrte ich in die Provinz zurück, um in die Landwirtschaft einzusteigen. Ich sah keine andere Möglichkeit, aber Gott hat mir eine Tür geöffnet, um die Ausbildung am Lehrerseminar aufzunehmen. Zuerst war ich etwas unsicher, aber durch Gottes Gnade schickte ich meine Unterlagen und bestand die Aufnahmeprüfung. Nach der Ausbildung zur Primarlehrerin hängte ich noch die zweijährige Ausbildung zur Sekundarlehrerin an.
Am CEFE schätze ich die Qualität des Unterrichts und die Kompetenz der Lehrpersonen. Sie motivieren uns, so viel wie möglich zu lernen, und zeigen uns, wie wichtig dieser Beruf ist, um die Kinder und Jugendlichen gut auszubilden und charakterlich zu prägen.

Nicht auswendig lernen, sondern verstehen

Das CEFE basiert auf christlichen Werten und arbeitet mit der christlichen NGO SAM global zusammen. Die entsandten Lehrpersonen (Hansueli & Silvia F. sowie Andreas und Doris G. – Anm. d. Redaktion) geben uns Unterricht in Pädagogik, Unterrichtsmethodik und Mathematikdidaktik. So konnte ich eigene Wissenslücken erkennen und füllen. Die Lehrpersonen sind sehr geduldig und nehmen sich Zeit, um mit uns praktische Übungen zu machen, bis wir es wirklich verstehen. Dadurch können wir später den Kindern den Stoff auch so weitergeben, dass sie es verstehen. Dabei werden ganz einfache Gegenstände wie Steine zur Darstellung der Zahlenmengen genutzt oder der Mensch oder Tiere aufgezeichnet und die verschiedenen Körperteile beschriftet. Aber auch geometrisches Zeichnen, Handarbeiten, Singen, Erzählen von biblischen Geschichten usw. gehören zum Unterricht. Das fördert die Kreativität der Kinder und weckt ihre Sinne.

Einsätze von Expat-Fachkräften werden sehr geschätzt

Ein Vorbild für die Kinder sein

Meine derzeitige Ausbildung im zweiten Jahr ist im Moment eher theoretisch. Ich lerne einige Unterrichtsmethoden der Mittelschulen und Gymnasien kennen, die ich noch nicht praktiziert habe. Unser Unterrichtsprogramm wird genau überwacht, damit wir wirklich eine qualitativ hochwertige Ausbildung erhalten. Und vor allem lernen wir durch ein Programm von Jugend mit einer Mission, als Lehrperson den Kindern Vorbild zu sein in der Ehrfurcht vor Gott und in guten Charaktereigenschaften wie Ehrlichkeit, Zuverlässigkeit, liebevollem Umgang usw. Wir beten, dass SAM global weiterhin Lehrpersonen entsendet, die uns bei der ganzheitlichen Ausbildung der zukünftigen Führungskräfte des Landes und der Kirchen unterstützen, zum Wohle aller.
Gisèle N.

Kollegen von Gisèle im Gespräch mit Andreas Z.

SAM global
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