«Wir hätten auch einen Camper kaufen und die nächsten Jahre damit verbringen können, Muscheln zu sammeln.»
Das sagte Silvia F. am SAMfest 2021 beim Bericht über ihren geplanten Einsatz. Ihr Mann Hansueli und sie hatten sich für ein Engagement im heissen, politisch fragilen Tschad berufen lassen.
Nach einem Schnupperbesuch von Hansueli im November 2021 reiste das Paar im Januar 2022 aus. Die ersten sechs Monate waren dem Sprachstudium, dem Eintauchen in die Kultur und dem Kennenlernen der «Schullandschaft» gewidmet. Im Oktober begann Hansueli, am christlichen Lehrerseminar CEFE Mathematik, Didaktik, Pädagogik und, als Modul in den Sommerferien, Informatik zu unterrichten. Silvia hat ihn darin unterstützt und auch einige Lektionen in Anatomie und Gesundheitslehre gegeben. Später hat sie sich vermehrt auf die Unterstützung der Direktion in der Administration konzentriert.

Die Physio-Arbeit von Silvia im Quartier, die regelmässigen Spaziergänge und zuletzt die Arbeit mit dem lokalen Team im Sending Ministry haben den beiden viele Türen geöffnet, so dass wertvolle Beziehungen entstanden und Menschen Jesus begegnen konnten. Die punktuelle Begleitung eines Physio-Teams im schönen Guéra-Gebiet (Zentraltschad) bot eine willkommene Abwechslung. Nach dreieinhalb Jahren haben Silvia und Hansueli im Juni 2025 ihren Langzeiteinsatz im Tschad abgeschlossen.
Wir freuen uns, dass Hansueli in kurzen Facheinsätzen das gestartete E-learning-Projekt, welches vorerst drei Schulen den Einstieg in digitale Lernergänzung ermöglicht, weiterhin begleiten wird. Nachfolgend lesen wir etwas von dem, was ihr Einsatz bewirkt hat. Zuerst berichtet Hansueli, dann Silvia.
Wir bedanken uns an dieser Stelle herzlich für ihren genialen Einsatz und wünschen Silvia und Hansueli Gottes Segen und vermehrt Zeit, um Muscheln zu suchen.
Andreas Zurbrügg, Länderverantwortung Sahel

Spannend unterrichten – spielerisch lernen
Im Sommer 2025 hat eine Gruppe von 15 Studentinnen und Studenten die zweijährige Primarlehrer-Ausbildung am CEFE abgeschlossen. Die meisten von ihnen stammen aus einem Dorf irgendwo im Tschad und kamen zum ersten Mal in die Grossstadt N’Djamena. Das Ausbildungsprogramm haben wir gemeinsam mit tschadischen Dozenten durchgeführt. Daneben wurden auch temporär begrenzte Kurse von externen Fachleuten aus Kanada, Korea, den USA und der Schweiz angeboten.
Zum Abschluss haben wir die Studierenden um eine persönliche Stellungnahme zur Ausbildungszeit gebeten. Einige Ausschnitte daraus:
Ich habe in dieser Ausbildung sehr vieles gelernt, vor allem in der Pädagogik. In der Geometrie hat mir Herr Andreas (Andreas G.) gezeigt, wie man eine Gerade zeichnet. Auch haben wir bei ihm verschiedene Arten von Spielen kennengelernt. Frau Kathrin (Kathrin W.) hat uns beigebracht, wie man im Leseunterricht den Kindern beibringt, Wörter zu entschlüsseln. Das habe ich sehr geliebt. Auch die Gruppenarbeiten habe ich sehr genossen. Ich werde in meinem Unterricht alles einsetzen, was meine Ausbildner mir beigebracht haben, vor allem die verschiedenen Spiele und das didaktische Material, das sie eingeführt haben.
Marie-Noëlle

Die Praktika in den Klassen im letzten Jahr meiner Ausbildung am CEFE waren wertvoll, aber auch herausfordernd. Wir haben Unterrichtsstunden vorbereitet und sind dann vor die Klasse gestanden, um zu unterrichten. Eine weitere Herausforderung war, wie man mit Konflikten zwischen Kindern umgeht. Das ist eine sehr, sehr wichtige Aufgabe für einen Klassenlehrer. Ich habe viel gelernt und mein Wunsch ist es, all das in die Praxis umzusetzen.
Bienvenu

Mir hat es am besten gefallen zu lernen, wie man in einer Lektion einfache didaktische Spiele und Materialien einsetzen kann. Spiele motivieren und der Unterricht wird nicht langweilig. Die Zeit vergeht schnell und die Schüler bleiben motiviert an der Arbeit. Ich möchte mein Bestes tun, um Spiele in meinem Unterricht einzusetzen, einen spannenden Unterricht zu gestalten und eine optimale Weitergabe des Wissens zu ermöglichen.
Alain

Mich hat der Mut unserer Lehrkräfte sehr beeindruckt, uns hier im Tschad zu unterrichten. Im Moment ist es im Sahel schwierig mit der Hitze. Doch sie geben alles, um hier im CEFE pünktlich zu erscheinen. Das beeindruckt mich sehr. Ich möchte als Lehrer den Kindern gegenüber diese Wertschätzung auch geben. Das Wort Gottes lehrt uns, den Nächsten zu lieben. Dazu gehört auch, dass man immer pünktlich zur Arbeit kommt.
Service

Ich konnte mir in dieser Ausbildungszeit viel Wissen aneignen, das mir in meiner Lehrtätigkeit helfen wird. Zu diesen Kenntnissen gehören unter anderem, wie man eine Unterrichtsstunde in den verschiedenen Klassenstufen vorbereitet, welche passenden Unterrichtsmethoden es gibt oder wie der Ablauf einer Unterrichtsstunde gestaltet werden muss. Ich habe auch viel über Klassenführung gelernt, z.B. wie man mit Konflikten zwischen den Schülern umgeht. Ebenso lernte ich, wie man Gottes Wort weitergeben und mit den Schülern darüber nachdenken kann. Ich war sehr beeindruckt von der Art und Weise, wie unsere Ausbildner uns unterrichtet haben, und auch von der Tatsache, dass es eine echte Zusammenarbeit zwischen den Lehrern und den Schülern geben kann.
Amos

Am besten hat mir der Computerkurs gefallen. Der Kurs dauerte zwar nur vier Tage, aber das, was ich über den Computer gelernt habe, hat mir wirklich geholfen. Jetzt habe ich sogar meinen eigenen kleinen Computer zu Hause, so dass ich das Gelernte anwenden und viel Neues entdecken kann.
Clément

Ich habe verschiedenste Lerntechniken und Methoden kennengelernt und wie man didaktische Materialien herstellt, um damit Kinder auf anschauliche Art zu unterrichten. Ich habe auch gelernt, wie ich den Kindern ein Vorbild sein kann. Was mich während der gesamten Ausbildungszeit aber am meisten beeindruckt hat, ist die Kultur der Nächstenliebe, die ich hier sowohl auf der Ebene der Ausbildner als auch unter den Mitschülern erlebt habe.
Emmanuel

Wir sind Freunde geworden
Vor gut drei Jahren schleppte eine Mutter mit zunehmenden Rückenschmerzen ihre vierjährige Tochter Rahavia zu mir in die Physiotherapie. Ein kleiner Bruder wollte auch noch getragen werden. Rahavia bewegte sich am Boden fort, ansonsten waren ihre motorischen Möglichkeiten sehr gering. Sie schaute niemanden an, war in sich gekehrt und Männer machten ihr Angst. Dann, nach einem Jahr intensiver Physiotherapie, konnte sie sich zum ersten Mal aufrecht mit einem kleinen roten Wägelchen fortbewegen. Sie fasste Vertrauen zu mir und unserem Wächter, welcher mich tatkräftig unterstützte und liebevoll mit ihr umging. Ich begann, Rahavia ein- bis zweimal wöchentlich zu Hause zu besuchen. Ihre jungen Onkel waren gar nicht begeistert von meiner Anwesenheit als weisse Frau und Christin. Aber als dann eines Tages Rahavia eigene Schritte tat und jeden Tag etwas weiter gehen konnte, zeigten plötzlich die Daumen der jungen Onkel nach oben, wenn ich kam, und wir wurden Freunde. Das war eine sehr berührende Begebenheit.

Und nun geht Rahavia selbst zum Brunnen und holt Wasser. Sie wäscht ihr Geschirr und ihre Kleider und wird immer selbständiger. Welch Freude, das zu sehen!
Hansueli & Silvia F.
Vom Mitarbeiter zum Partner
In der letzten Ausgabe haben wir geschrieben, dass wir uns über die Zusammenarbeit mit Florent N. im Rahmen der Bildungsarbeit freuen. Florent beschreibt seinen Werdegang:
Seit dem Abschluss meiner Ausbildung an der Universität im Jahr 2005 bis zum Dezember 2024 habe ich mich vollzeitlich für die Organisationen MPFST (Mission Protestante Franco-Suisse au Tchad), dann AMI-P und schliesslich AME (heute SAM global) engagiert. Dies erfolgte im Rahmen der Partnerschaft dieser Organisationen mit der Evangelischen Kirche im Tschad (EET). Das sind 19 Jahre, die reich an Erfahrungen waren: von Personalführung über Verwaltung bis hin zu Leitung von Sozial- und Bildungsprojekten. Dank der Investitionen dieser Organisationen wurden Schulen gegründet und Schulgebäude gebaut. Bei Katastrophen haben sie geholfen, Lösungen und Unterstützung zu suchen etc.

Mein Leben wurde durch die Zusammenarbeit mit vielen Mitarbeitenden aus Frankreich, aus Deutschland, aus der Schweiz und aus anderen westlichen Nationalitäten geprägt. Nun arbeite ich beim Netzwerk der christlichen Schulen im Tschad (CNEET) mit dem Ziel, den christlichen Schulen zu dienen und die Mitarbeitenden zu ermutigen und zu fördern. Dazu biete ich Schulungen an, darunter das Programm «Bildung für das Leben » (Eduquer pour la Vie), was ein umfassendes Konzept für Schulen mit vielen Herausforderungen wie den unseren im Tschad ist. Aufgrund meiner Erfahrungen durch die Gründung zweier christlicher Schulen in den Jahren 2008 und 2014 kann ich Schulen gut beraten. Mein Engagement beim CNEET ist vielfältig, entsprechend der vielen Bedürfnisse der christlichen Schulen im Tschad.

Ich möchte diese Gelegenheit nutzen, Gott für seine Treue in meinem Leben während all dieser Jahre zu danken. Und ein besonderer Dank gebührt allen Mitarbeitenden der oben erwähnten Organisationen, die mich in jungen Jahren gefördert, mir vertraut und auch eine Berufung zum Dienst in meinem Leben gesehen haben. Was ich heute bin, verdanke ich allen Mitarbeitenden, die sich hier in diesen vielen Jahren eingesetzt haben. Ein grosses Danke auch an alle, die für uns beten, weil sie um unsere Herausforderungen wissen. Mit ihrer Unterstützung und durch Gottes Gnade konnten wir sie meistern. Und an alle, die die Arbeit im Tschad über all die Jahre hinweg treu unterstützt haben, ein herzliches Dankeschön!
Florent N.T.