Weil David Keller Ende Jahr die Länderverantwortung für Sri Lanka übernehmen wird, hat er mich, Andreas Zurbrügg, auf der Besuchsreise im Mai begleitet. Ebenfalls dabei waren Sarva und Emanuel K., die zur selben Gemeinde wie ich gehören. Sarva hat sri-lankische Wurzeln und spricht beide Lokalsprachen. Sie berichten von ihren Eindrücken:
Unsere Reise führte uns von Colombo in die Berge nach Norton Bridge, an die Ostküste nach Trincomalee und via Kandy wieder zurück nach Colombo. Wir erhielten einen wertvollen Einblick in die Projekte, die SAM global unterstützt. Bereits am ersten Tag wurden wir im Hope Center in Colombo herzlich empfangen. Die Kinder und ihre Lehrerinnen begrüssten uns freundlich. Das Hope Center bietet den Kindern kostenlos Unterricht, unter anderem in Englisch und Mathematik. Die meisten Kinder kommen aus der Umgebung und leben in einfachen Verhältnissen. Die Freude und Dankbarkeit der Kinder haben uns sehr berührt. Colombo ist die pulsierende Hauptstadt Sri Lankas und ein lebendiges Zentrum voller Kontraste: geschäftiges Treiben in den Märkten, alte baufällige Gebäude aus der Kolonialzeit und moderne Hotels am Meer.

Beeindruckende Hingabe
Am nächsten Tag fuhren wir in die Berge nach Norton Bridge. Der Weg führte durch Täler, hinauf und hinab, und schlängelte sich durch Teeplantagen bis zur Bibelschule SAIT (South Asia Institute of Theology). Die Schule liegt abgelegen inmitten der Teeplantagen. Die Studierenden kommen aus den umliegenden Dörfern und möchten nach ihrer Ausbildung als Pastoren in den Gemeinden dienen. Uns beeindruckte die Hingabe der Schüler und die Einfachheit ihres Lebens. Als Ehepaar hatten wir ausserdem die Gelegenheit, die wunderschöne Gegend mit den Seen und Teeplantagen zu erkunden.
So schön ist Trincomalee
Am dritten Tag verabschiedeten wir uns und fuhren an die Ostküste. Nach über sechs Stunden Fahrt erreichten wir das College of Construction Skills (CCS) in Trincomalee. Das CCS bildet Jugendliche ab 15 Jahren kostenlos zu Handwerkern aus. Sie absolvieren eine kombinierte Lehre aus Schreiner, Maurer, Sanitär und Elektriker. Das College liegt direkt am schönen Sandstrand von Trincomalee. Gemeinsam mit den Jugendlichen assen wir ganz Sri Lanka-typisch mit den Fingern – eine neue Erfahrung für mich (Emanuel). Das braucht kein Besteck und am Ende wäscht jeder sein Geschirr selbst ab. Trincomalee ist eine lebendige Stadt mit wunderschönen Sandstränden, Korallenriffen und tiefblauem Meer. Berühmt ist sie für ihren natürlichen Hafen, den Hindutempel direkt an den Meeresklippen und das alte Fort aus der Zeit der Portugiesen, Holländer und Engländer. Am Sonntag besuchten wir den Gottesdienst in der Lighthouse Church. Zwar verstand ich kaum etwas, aber die Fröhlichkeit und Hingabe, mit der Gott angebetet wird, berührte uns.

Nach dem Gottesdienst fuhren wir wieder in die Berge, durch eine abwechslungsreiche Landschaft, zum Lanka Bible College in Kandy. Das LBC ist eine etablierte Bibelschule mit vielen Studierenden. Kandy ist eine lebendige Universitätsstadt mit zahlreichen Bildungseinrichtungen und ist UNESCO-Weltkulturerbe im Herzen Sri Lankas. Überall stehen Buddha- und Hindutempel neben Kirchen. Nach zwei Tagen in Kandy hiess es Abschied nehmen und wir fuhren zurück nach Colombo. Dort verabschiedeten wir uns von Andreas und David, die in die Schweiz zurückflogen. Wir hatten das Privileg, noch zwei Wochen in Sri Lanka zu bleiben.

Sichtbare, positive Auswirkungen
Sri Lanka ist ein vielseitiges, wunderschönes Land mit gastfreundlichen Menschen. Überall ist es üppig grün, es blüht und wächst ständig Neues. Wir genossen die vielen, oft unbekannten Früchte und das köstliche Essen mit feinen Gewürzen. Wir kehrten mit reichen Erfahrungen zurück und sahen, welche positiven Auswirkungen die Unterstützung von SAM global hat: Kinder und Studierende können teilweise kostenlos die Schulen besuchen und erhalten eine gute Ausbildung, die sonst kaum möglich wäre.
Sarva und Emanuel K.
«Das ist meine Berufung»
Beim Besuch am LBC in Kandy konnten David und ich eine junge Studentin interviewen, die glücklich ist, am College studieren zu können, und grosse Ziele hat.
Bitte stelle dich kurz vor:
Mein Name ist Lalanthika Evangelyne. Ich bin 21 Jahre alt und arbeite teilzeitlich in meiner Gemeinde, das ist die Assembly of God Church in Nuwara Eliya, mit. Ich leite den Lobpreis und unterrichte in der Sonntagsschule. Seit Januar dieses Jahres studiere ich am LBC, was mir grosse Freude macht. Meine Familie besteht aus meiner Mutter, meinem Bruder und drei Schwestern. Meine Geschwister sind alle verheiratet. Ich bin die Jüngste und bin noch nicht verheiratet.
Was ist dein Ziel beim Studium? Warum bist du hier?
Ich habe einen Traum: Ich möchte jungen Menschen von Gott erzählen und Gott anbeten. Das bedeutet für mich mehr als einfach Lieder zu singen – ich möchte ihn wirklich anbeten. Das hat mir Gott aufs Herz gelegt. Ich absolviere hier ein Diplomstudium, das zweieinhalb Jahre dauert. Bald beginnt das zweite Semester des ersten Jahres.
Was ist dein langfristiges Ziel? Was möchtest du später machen?
Mein zweiter Name ist Evangelyne und man könnte sagen, dass mein Name mein Programm ist. Ich fühle mich dazu berufen und möchte später in andere Länder reisen, viele Menschen treffen, mit ihnen unterwegs sein und ihnen die Gute Nachricht von Gottes Güte weitergeben.

Du hast gesagt, dass du zuerst mit Jugendgruppen arbeiten willst – mit Musik und Lobpreis. Lernst du das hier in der Schule?
Ja, ich lerne das hier in der Schule und habe es auch schon in meiner Gemeinde gelernt. Neu habe ich begonnen, Bassgitarre zu spielen. Das mache ich leidenschaftlich gerne.
Herzlichen Dank für das Gespräch und Gottes Segen!
Chancen und Herausforderungen
Gerne teile ich nachfolgend zu jedem Projekt ein, zwei Erkenntnisse oder Herausforderungen, die wir auf der Reise festgestellt haben.
Viele Ideen und Möglichkeiten
LHP (Lanka Hope Partners) ist unsere neuste Partnerorganisation. Die öffentliche Schule in Sri Lanka ist so marode, dass alle, die es sich leisten können, nachmittags ihre Kinder in ein Nachhilfeprogramm stecken. Für Familien, die sich das nicht leisten können, offeriert LHP kostenlose Kurse. 2023 begann das Projekt mit 15 Schülerinnen und Schülern. Heute sind es rund 70, die profitieren. Noel A. ist der initiative Direktor mit vielen Visionen. Er möchte Hope Centers auch in Indien und Nepal eröffnen. Ausserdem könnte er es sich vorstellen, in Colombo Businessleute weiterzubilden und zu coachen. Zudem leistet er in ländlichen, armen Gebieten immer wieder Nothilfe mit Nahrungsmittel-Lieferungen und unterstützt Teepflückerinnen mit dem Projekt „Dignitea“. Für uns ist die Herausforderung, herauszufinden, welche dieser Ideen von Gott kommen und unsere Unterstützung verdienen und wo wir uns distanzieren sollen.
Stabübergabe ist überfällig
Am SAIT (South Asian Institute of Theology) wurden in den letzten rund 35 Jahren über 1’000 Pastoren und Leiterinnen für ländliche Gemeinden ausgebildet. Die meisten Studierenden kommen aus sehr armen Gebieten (eine Teepflückerin verdient pro Tag ca. 2 CHF – die Reise ans SAIT kostet zwischen 2 und 8 CHF). Daher ist die Ausbildung inkl. Kost und Logis während der einmal monatlich stattfindenden Kurswoche für alle gratis. Das wird von allen sehr geschätzt. Leider ist das Schulungsprogramm sehr einfach und die Diplome und Titel sind nur in wenigen Denominationen anerkannt. Der Leiter vergab letztes Jahr fünf Ehrendoktor-Titel an treue Pastoren, die regelmässig am SAIT unterrichten oder ihm sonst nahestehen. Eine Herausforderung zeigt sich darin, dass der Vorstand von HOMSA, unter welchem SAIT registriert ist, seit rund drei Jahren keinen Jahresbericht öffentlich hat bestätigen lassen. Das ist in Sri Lanka nötig, damit eine Organisation ihre Betriebserlaubnis behalten kann. Gewisse Banktransaktionen wurden nun bereits verweigert oder zumindest verkompliziert. Aus unserer Sicht wäre eine Übergabe der Leitung eine Erleichterung für alle Beteiligten. Damit tut sich der Leiter jedoch schwer. Für SAM global ist diese Arbeit dennoch wertvoll. Daher wollen wir sie weiter unterstützen, solange junge Menschen für die Arbeit in ländlichen Gemeinden ausgebildet werden.

Klare Führung wäre hilfreich
Am CCS (College of Construction Skills) leiten die zwei verbleibenden Supervisoren (einer musste kürzlich aufgrund von Missachtung interner Regeln entlassen werden) und der Administrator das College auf den ersten Blick zufriedenstellend. Doch die Leitung als Team ist eine Herausforderung. Gegenseitig Rechenschaft abzulegen, fällt allen schwer, da ja keiner hierarchisch höher sein will als der andere. Entsprechend ist es für den Administrator schwierig, die Baustellen transparent abzurechnen, weil er nicht an alle nötigen Informationen kommt. Ein anderer findet, dass seine Kollegen die Arbeit zu wenig ernst nehmen, darf dies jedoch nicht äussern. Daran muss weiter gearbeitet werden. Gemeinsam mit dem lokalen, sehr engagierten Vorstand suchen wir nach einem sri-lankischen Direktor, der das Team mit Disziplin, Integrität und Dienstbereitschaft langfristig anführen könnte. Während unserer dreitägigen Anwesenheit wurden die sieben Lernenden noch durch zwei Neuankömmlinge ergänzt, ein weiterer wird erwartet. Dann soll während sechs Monaten keiner dazukommen, damit das Schuljahr regelkonform durchgeführt werden kann. Das Team ist zuversichtlich, dass die zehn Jungs alle im Januar 2026 die national anerkannte NVQ3-Prüfung ablegen können.

Gefragte und engagierte Ausbildner
Faith und Krishan T. von Children Ministry haben zwei bewegte Jahre hinter sich. Der Pastor ihrer Gemeinde ist vor zwei Jahren unerwartet gestorben. Der neue Pastor hat zu viele Änderungen eingeführt, die für die Familie T. nicht stimmten. Daher haben sie sich für einen Gemeindewechsel entschieden. Gleichzeitig bilden sich beide theologisch weiter. Krishan möchte als Worshipleiter und Jugendpastor besser dienen können. Faith macht ein weiterführendes Diplom, damit sie in der anglikanischen Kirche lehren darf. Konstant bleibt jedoch ihre Arbeit in der Ausbildung von Sonntagsschullehrer/innen. Damit sind sie in vielen Denominationen gefragt und werden immer wieder eingeladen. Auch an Camps und Kindertagen sind sie immer wieder zugegen und unterstützen die lokalen freiwilligen Mitarbeitenden der Gemeinden. Einen Teil ihres Lebensunterhalts verdient Krishan weiterhin mit seiner Musikproduktion und Faith mit der Übersetzungsarbeit für eine internationale Organisation. Die Familie ist von SAM global nicht abhängig, aber unser Beitrag ermöglicht es ihnen, ihren Auftrag weiterhin mit Freude und grosser Motivation zu erfüllen.
Herzlichen Dank für eure Unterstützung!
Andreas Zurbrügg, Länderverantwortlicher Sri Lanka