Eines unserer Projektziele ist, dass der karge und dürre Boden des Sertão-Gebiets im Nordosten Brasiliens wieder zu grünen und zu blühen beginnt. Landwirte sollen mit ihren Familien Freude am Bebauen ihrer Landflächen bekommen und damit auch genügend Nahrung für Menschen und Tiere erzeugen können. Wenn das geschieht, wird die Landflucht in die Grossstädte verringert. Familienväter müssen ihre Familien nicht mehr verlassen, um im Süden Brasiliens nach Arbeit zu suchen.

Förderung der Familienlandwirtschaft
Seit bald zwei Jahren fördern wir Landwirte gezielt und seither haben 39 Familien eine bemerkenswerte Entwicklung auf ihrem landwirtschaftlichen Betrieb erfahren. Vorher war es den meisten Bauern nur in der Regenzeit möglich, zu pflanzen. Sie kannten die permanente Bepflanzung nicht, sondern es wurde, gemäss der hiesigen Tradition, immer gerodet und verbrannt, und zwar jedes Jahr ein neues Waldstück. Diese 39 Familien haben in ganz unterschiedlichen Bereichen Hilfe erfahren, nebst der Beratung und Begleitung. Wir helfen dort, wo sich der Landwirt nach einer weiteren Entwicklung sehnt und schon Versuche unternommen hat, es aber aus finanziellen Gründen nicht schafft. Praktisch sieht das zum Beispiel so aus:
Fünf Landwirte tun sich zusammen und wollen sich einen Silohäcksler anschaffen, mit Absackmaschine und auf einem Anhänger, damit sie viele Landwirte bedienen können. Die Herstellung von Silofutter ist sehr wichtig, damit die Tiere in den jährlich sechs bis sieben Trockenmonaten nicht verhungern. Andere drei Landwirte wünschen sich gemeinsam eine Häcksel- und Futterbereitungsmaschine, um damit sowohl organisches Material zur Bodenverbesserung herzustellen als auch Mais mahlen zu können. Weitere neun Landwirte wohnen nahe beieinander und für sie gemeinsam wurde ein Agro-Brunnen gebohrt, eine Solarpumpe installiert, ein 10’000-Liter-Tank aufgebaut und ein Tropf-Bewässerungssystem eingerichtet.

In einem eher gebirgigen Gelände bauen fünf Landwirte zusammen eine Imkerei auf. Die Bienenkästen stellen sie selbst her, aber sie brauchen Geräte, um den Honig zu ernten und zu verarbeiten. Und sie brauchen Material, um den benötigten Raum, auch für die Lagerung, bauen zu können. Ein Landwirt benötigt eine Brutmaschine, um eine kleine Hühnerfarm aufzuziehen und ein weiterer Bauer braucht für seinen Gemüseanbau eine Solarpumpe mit Bewässerungssystem.

So verschieden können die Bedürfnisse sein. Das Projekt funktioniert folgendermassen: Nachdem mit den betreffenden Landwirten ihre Bedürfnisse abgeklärt wurden, berechnen wir die Kosten, ihren Anteil und die Art und Weise der Rückzahlung. ProSERTÃO schliesst mit ihnen einen Vertrag ab. Zu Beginn übernimmt der interessierte Landwirt 10% des gesamten Betrages, anschliessend bezahlt er jährlich 10% zurück, bis er total 50% des erworbenen Gerätes oder der erworbenen Einrichtung zurückbezahlt hat. Wir erleben bis anhin sehr viel Motivation seitens der Bauern. Domingos, einer der Landwirte, meinte: «Das war das letzte Mal, dass ich ein Waldstück niederbrannte, um pflanzen zu können während der Regenzeit. Ab jetzt werde ich nur noch permanente Pflanzungen betreiben.»
Agronom Jorge sagte mir kürzlich: «Was ProSERTÃO gemeinsam mit den Landwirten im Sertão tut, ist motivierend. Künftig werde ich mit meinen Feldern diese Organisation unterstützen.»

Lebendiges Wasser für alle im Sertão
Immer neu melden sich Leute aus kleineren Dorfgemeinschaften, die während sieben Monaten kaum oder kein Wasser im Dorf haben. Die Liste füllt sich dieses Jahr wieder und wir müssen eine Auswahl treffen, welche sechs Dörfer nun berücksichtigt werden können. Was es auslösen kann, wenn ein Dorf nicht nur H2O, sondern auch das lebendige Wasser bekommt, das Jesus Christus anbietet, zeigt das Beispiel von Mucambo dos Sancha, wo vor sieben Jahren fliessendes Wasser installiert wurde. Das Dorf war gezeichnet von Menschen, die übermässig alkoholische Getränke konsumierten oder Drogen zu sich nahmen. Es gab viele traurige Situationen. So hat beispielsweise ein junger Mann seinen Bruder erschossen oder eine Mutter wusste nicht mehr aus und ein, weil ihre vier Söhne zu viel Alkohol tranken. Heute sind zwei dieser Söhne auf einem guten Weg. Der dritte hat ebenfalls aufgehört zu trinken und fragt sich, ob dieser Jesus nicht auch sein Leben neu machen könnte. Die Familie, deren Sohn erschossen wurde, hat neue Hoffnung geschöpft. Vor gut einem Monat haben wir das Dorf besucht. Am Abend war ein Treffen angesagt, aber in einem der abgelegensten Häuser. Dazu regnete es stark und es war stockdunkel. Ob jemand kommen würde? Immer mehr Erwachsene, Jugendliche und Kinder trafen ein und das kleine, mit Palmblättern gedeckte Haus füllte sich. Über 50 Leute wollten von diesem lebendigen Wasser hören. Wir spürten die Gegenwart Gottes und wie er die Herzen berührte. Das war wunderbar und wir alle lobten Gott.

KURZNEWS
24 begabte Menschen haben im Januar während zweier Wochen eine weitere Etappe des CMM–Kurses (Leiter- Ausbildung) begeistert erlebt.
6 PEVI (Förderschulen für Kinder) haben das neue Schuljahr gestartet.
ProSERTÃO hat zwei neue Partner ins Boot holen können: eine Grossbauernfamilie aus Brasilien, die die Projekte von ProSERTÃO bedeutend unterstützt, ebenso wie ein Partner aus England, der vor allem Brunnenprojekte mittragen will.
Vom 11.-20. Juli soll der erste Grosseinsatz in Inlanddörfern stattfinden, wo den Bewohnern in ganzheitlicher Weise gedient werden wird.
Susanne und Martin B.