Kamerun

Der Mensch denkt – Gott lenkt

14.12.2023
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10
Min.
Bild eines Visas mit Stempel REFUSÉ

SAM global und SAHEL LIFE haben den Leiter des Oeuvre Médicale sowie den Direktor des Theologischen Instituts in Maroua zu einem Besuch nach Europa eingeladen. Doch die Visa wollten und wollten nicht kommen. Die beiden beschreiben die Odyssee wie folgt:

Auf Einladung von SAM global und SAHEL LIFE, Partnermissionen der UEEC in der Schweiz bzw. in Deutschland, planten wir auf den Herbst eine Besuchsreise. Dazu brauchten wir ein Visum. Nachdem wir Anfang Juli das Einladungsschreiben und andere notwendige Dokumente von SAM global erhalten hatten, reichten wir umgehend unseren Visumantrag ein. Am 9. Juli 2023 wurde uns mitgeteilt, dass wir auf der Warteliste für einen Visumstermin registriert seien und uns zwei Nummern zugeteilt wurden. So besorgten wir die Flugtickets und warteten auf den Anruf, der leider nie kam. Am 7. Oktober, zehn Tage vor dem geplanten Abflug, beschlossen wir, nach Yaoundé zu reisen, um uns persönlich vor Ort darum zu kümmern. Die Reise konnte aufgrund der Wetterbedingungen nur über Umwegen erfolgen, bis wir gegen zwei Uhr morgens bei strömendem Regen am Ziel eintrafen.
Am nächsten Tag begaben wir uns direkt zum deutschen Konsulat. Die einzige Antwort, die wir dort erhielten, war, dass wir auf ihren Termin warten sollten und dass das Schengen-Visum innerhalb von sechs Monaten bearbeitet werden würde. Wir verbrachten den ganzen Tag dort und versuchten, jemandem die Dringlichkeit unserer Reise begreiflich zu machen, leider ohne Erfolg. In den folgenden Tagen versuchten wir es weiter, kontaktierten verschiedene Personen, reichten zusätzliche Dokumente ein usw.
Schliesslich erhielten wir angesichts der Undurchsichtigkeit des Dienstes im Deutschen Konsulat den Rat, uns an die Schweizer Botschaft zu wenden. So haben wir auch dort einen digitalen und physischen Antrag eingereicht. Wir erhielten einen Termin für den 27. November – viel zu spät. Eine Person hat uns die belgische Botschaft vorgeschlagen, weil ein persönlicher Bekannter unseren Antrag eventuell unterstützen könnte. Wieder reichten wir die Unterlagen ein, aber dort bekamen wir auch erst auf den 17. November einen Termin vorgeschlagen…
So waren wir täglich unterwegs und auch Andreas Zurbrügg, Ben Siedel und Hanna W. haben alle Hebel in Bewegung gesetzt, leider ohne Erfolg. Sehr viele Geschwister bei uns und in Europa liessen sich zum Gebet mobilisieren. Wir vertrauten uns Gottes souveränem Willen und seinem wohlwollenden Plan in Bezug auf diese Reise an. Jesus, der immer erhört, hat nicht zugelassen, dass sich Türen öffneten und so mussten wir die Reise schliesslich absagen.
Angesichts all dessen trösteten wir uns mit Gottes Wort, das besagt, dass man Pläne macht und Gott das letzte Wort hat, um sie zu verwirklichen. Und wir glauben fest, dass seine Zeit immer die beste ist, weil er für seine Kinder Gedanken des Glücks und nicht des Unglücks hat.
Moussa H.S. und Fidèle Y.

«BLEIBT JESUS TREU»

Einige erinnern sich vielleicht an die Geschichte von David (Name geändert), der vor nun 10 Jahren ermordet wurde und zwei Frauen und 12 Kinder hinterliess. SAM global übernahm das Schulgeld für die Kinder. Helen hatte die Gelegenheit, mit einem der Söhne, nennen wir ihn Lamine, zu sprechen. Sie fasst die Geschichte der Familie und die Entwicklung der Situation zusammen:

Als David zu Jesus fand, lebte er seinen neuen Glauben zuerst im Geheimen, aus Angst vor Verfolgung. Irgendwann las er in der Bibel, dass ein Mann nur eine Frau haben sollte. Er entschied sich, seinen beiden Frauen zu sagen, dass er nun Christ sei, und ihnen freizustellen, zu bleiben oder ihn zu verlassen. Beide Frauen wollten bleiben! Eines Tages besuchten ihn zwei Nachbarn, die wissen wollten, was mit ihm geschehen sei. Er sei nicht mehr so jähzornig, sondern freundlich und hilfsbereit geworden, habe keine Frauengeschichten mehr und trinke auch keinen Alkohol mehr.

War das eine Falle? David benachrichtigte den Verantwortlichen der kleinen Hauskirche. Gemeinsam luden sie die beiden Nachbarn zu einem Gespräch ein und baten sie, sich einen ganzen Tag Zeit zu nehmen. Beide Nachbarn kamen mit ihren Ehefrauen und einer mit dem erwachsenen Sohn. Als sie die Frohe Botschaft gehört und verstanden hatten, entschieden sich alle fünf noch am selben Tag, Jesus nachzufolgen. Sie waren überglücklich über die Gewissheit, das ewige Leben bei Gott zu verbringen.

Bereit, das Leben zu geben

Wenige Monate später war David mit dem Sohn der Nachbarn auf einem Transportkahn unterwegs. Sie wurden von Extremisten angehalten, mussten aussteigen und dann wurde auf sie geschossen. Sie versuchten zu fliehen. David wurde in den Oberschenkel getroffen und stürzte. Sein Freund, der ihn stützen wollten, bekam eine Kugel in die Hand. Der Sohn des Nachbarn war sofort tot. Die Mitreisenden hatten Angst, den beiden Verletzten zu helfen, weil sie befürchteten, auch ins Visier der Extremisten zu geraten. Die Verletzten konnten Freunde verständigen und diese fanden schliesslich einen Chauffeur, der bereit war, sie zu holen. In einem Gesundheitszentrum wurden die Wunden notdürftig verbunden, aber es war Nacht, als sie nach fast 12 Stunden in einem Spital ankamen. David ermutigte noch die anderen, Christus treu zu bleiben, denn das Leben sei kurz im Vergleich zur herrlichen Ewigkeit. Dann starb er.

Die Witwen mussten um ihr Feld kämpfen

Die Frauen halten zusammen

Die beiden Ehefrauen, nun Witwen, erhielten weder die üblichen Trauerbesuche noch Unterstützung von Angehörigen. Ihre Familien weigerten sich sogar, David zu beerdigen, weil er Christ und somit unrein war. Das mussten die wenigen Männer der Hauskirche machen, die sich dadurch zum ersten Mal offen zu ihrem Glauben bekannt haben. SAM global hat ab diesem Zeitpunkt das Schulgeld für die Kinder bezahlt und den Witwen ein Startgeld gegeben, damit sie mit Holzhandel ein Einkommen erwirtschaften konnten. Die Frauen mussten sich wehren, dass ihnen von den Angehörigen des Mannes nicht ihr Feld weggenommen wurde. Das war schwer und bitter. Inzwischen sind einige der älteren Töchter verheiratet. Lamine war 15 Jahre alt, als sein Vater ermordet wurde. Weil die Extremisten gegen Bildung sind, die sie als westlich und heidnisch ansehen, ist Lamine erst recht weiter zur Schule gegangen. Er ist Mitglied einer Hauskirche und wohnt bei einem anderen Christen, der ein enger Freund seines Vaters gewesen war und die Funktion des traditionellen Onkels und Fürsorgers übernommen hat. Lamine studiert nun an der Universität und will einen Master als Bauingenieur machen. Es liest gerne und viel. Neben dem Studium repariert er Handys und andere elektrische Apparate, um sich einen Batzen für seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Seine jüngeren Geschwister, die noch zur Schule gehen, bringen in der Regel gute Noten nach Hause und helfen den Müttern. Diese handeln nun mit Reis und getrocknetem Gemüse, was ihnen mehr Einnahmen bringt.
Helen

Verkaufsstand auf dem Markt

ENDLICH (FAST) FERTIG

Nach sieben Jahren geduldigem Warten, Sparen und Sammeln der nötigen finanziellen Mittel war es im Januar 2023 endlich so weit, dass in Douala die zweite Bauetappe am Mehrzweckgebäude der UEEC lanciert werden konnte. Aldo reiste mit Andreas zusammen für drei Wochen nach Kamerun. In dieser kurzen Zeit war es möglich, 25 Männer zu rekrutieren. Blaise, der Maurer-Vorarbeiter, welcher bereits beim Kirchenbau in Yaoundé mit Robi Bär mitgeholfen hatte und bei der ersten Etappe in Douala für Aldo eine wichtige Stütze war, konnte als Bauleiter gewonnen werden. Bis Aldo zurück in die Schweiz reiste, waren bereits einige hundert Zementsteine fabriziert und einige Mauern begonnen worden. Dank dem technischen Fortschritt war die Baubegleitung über den Kontinent hinweg besser möglich als noch vor ein paar Jahren. Blaise leistete gute Arbeit.
Er hatte in der Zwischenzeit durch die Arbeiten auf anderen grösseren Baustellen nochmals Kompetenzen dazugewonnen. Die Arbeiten verliefen trotz etwas mehr verwendeten Materialen und kleineren baulichen Änderungen im Rahmen der Planung. Gegen Juli hin waren weniger Mitarbeitende zur Verfügung und der Beginn der Regenzeit erschwerte die Arbeiten. So war die Dachkonstruktion leider noch nicht fertig, als wir als ganze Familie das Projekt besuchten. Wir sahen dann vor Ort konkret, wie herausfordernd der Bau des Dachstuhls war. Wir waren und sind sehr dankbar, dass es zu keinen grösseren Unfällen kam. Wir veranstalteten eine kleine Dankesfeier und ermutigten die Mitarbeitenden, dranzubleiben. Aldo brauchte einiges an Geduld und Geschick, um ihnen das Prinzip von Kostenvoranschlägen und Einhaltung der Budgets zu erklären. Mit Erfolg: Als dann Ende August das Dach gedeckt war, konnte allen Mitarbeitenden ein Schluss-Dankesbonus ausbezahlt werden.

Der Bau des Dachstuhls war eine Herausforderung


Das Mehrzweckgebäude ist nun im Rohbau fertig und kann genutzt werden. Es ist ein anderes Erleben, auch akustisch, wenn nun Anlässe im Kirchenschiff abgehalten werden können. Die UEEC wird selbst entscheiden, wann welche Detailarbeiten gemacht werden. Wir sind gespannt auf weitere Infos und Fotos und hoffen, dass noch in diesem Dezember der Taufgottesdienst im fertigen Gebäude mit an die zweitausend Besucherinnen und Besuchern abgehalten werden kann.
Wir bedanken uns bei allen, die Geld gespendet und für das Projekt gebetet haben. Und wir danken Gott für den erfolgreichen Verlauf. Er hatte das Timing in seiner Hand. Für das Projekt in Douala war es ideal, dass wir früher aus Sri Lanka heimgekehrt sind und Aldo frei war, sich nochmals voll dort investieren zu können. Unsere Geschwister in Kamerun waren sehr dankbar und freuten sich über unseren Besuch. Gott möge die Arbeit der UEEC weiterhin segnen.
Rahel Ringger

KURZNACHRICHTEN

Alle vier Jahre werden in den Kirchgemeinden die Verantwortlichen der verschiedenen Departemente sowie deren Vorstände auf Gemeinde-, Distrikt- und nationaler Ebene neu gewählt. Das beginnt in den Gemeinden Anfang Januar 24, erfolgt Ende Januar in den Distrikten und Anfang Februar dann auf nationaler Ebene. Die nicht durch die Distrikte vertretenen Mitglieder der Kirchenleitung werden an der Generalversammlung Ende Februar gewählt. Das Mandat des langjährigen Kirchenpräsidenten geht ebenfalls zu Ende. Wer wird wohl sein Nachfolger werden?
Helen

Im Dezember und Januar finden in Maroua/Djarengol-Kodek drei Schulungen für Al Massira-Gruppenleitende statt. An einer der Schulungen nehmen hauptsächlich Studierende der Bibelschule teil, die andere findet an zwei verlängerten Wochenenden statt, was auch Lehrkräften und anderen berufstätigen Personen erlaubt, Al Massira kennenzulernen und später damit zu arbeiten. Die dritte Schulung erfolgt in Fulfulde für Personen, die ihre «Cousins» auf dem Herzen haben, aber die französische Sprache nicht beherrschen. Da die Filme bereits in Fulfulde existieren, eröffnet dies neue Möglichkeiten, damit sich Interessierte «auf die Reise mit den Propheten machen können, um den Messias zu entdecken» (so lautet der Untertitel des Al Massira-Programms).
Hanna W.

SAM global
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