Kamerun

Hoffnung in Jesus finden und festhalten

12.4.2024
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10
Min.
Gruppenbild der sechs Witwen mit den Leiterinnen von Rings of Hope

Vom 23. Januar bis 1. Februar waren die Leiterinnen von Rings of Hope aus der Schweiz hier in Kamerun, um eine Schulung durchzuführen.

Am Abend nach ihrer Ankunft trafen auch die sechs teilnehmenden Witwen ein. Im Vorfeld musste einiges vorbereitet werden: Kauf von Smartphones und PCs, organisieren der Übernachtung, Taxi und Inlandreise der Schweizerinnen, Mahlzeitendienst, Kontaktaufnahme mit Schlüsselpersonen usw. Die sechs Frauen, wovon zwei bereits Leiterinnen sind, sind für das Leitungsgremium vorgesehen. Die einen haben ihren Mann durch Terroristen verloren, andere durch Krankheit oder Unfall. Eine Voraussetzung für diese Aufgabe sind Französischkenntnisse. In den lokalen Gruppen werden mindestens vier, ab diesem Jahr fünf Sprachgruppen vertreten sein. Da viele Frauen zwei bis drei Sprachen beherrschen, kann man in den städtischen Gruppen eine gemeinsame Sprache finden. Nur in den Dörfern sind die Gruppen einsprachig.

Die Gruppe der sechs Witwen, die für das Leitungsgremium vorgesehen sind

Trauer verarbeiten, Zukunft gestalten

Das Schulungsprogramm war intensiv: in die Tiefe gehendes Bibelstudium, welches den Wert der einzelnen Person, vor allem der Frau, in den Augen Gottes aufzeigt, aber auch die Güte Gottes und dass er uns trotz Schwerem im Leben liebt, uns unterstützen und trösten will. Der Austausch über die Prägung aus der Herkunftsfamilie sowie den bisherigen Lebensweg erfolgte in Zweiergruppen. Es wurden die verschiedenen Phasen der Trauer besprochen und was helfen kann, sie zu verarbeiten. Auch Traumata und die Linderung der Symptome waren Themen. Man merkte, dass die Witwen wussten, wovon wir sprachen. Einige wiesen noch deutliche Traumaspuren auf, aber ebenso ersichtlich war die positive Veränderung bei den drei Frauen, die letztes Jahr hier in der Schulung gewesen waren.

Die zukünftigen Leiterinnen bekamen je ein Smartphone. Zwei Frauen müssen noch lernen, damit umzugehen. Dann wurde besprochen und geplant, wo wir dieses Jahr die Schwerpunkte legen wollen: die Alphabetisierung steht an erster Stelle, damit die Witwen in den Dörfern Gottes Wort, aber auch einfache Schriften zum Thema Micro-Kredite und kleine Projekte lesen können. Es muss überlegt werden, wer in welcher Sprache unterrichten kann und was in welche Sprache übersetzt werden muss. Wir konnten entsprechende Kontakte mit Schlüsselpersonen knüpfen. Nächstes Jahr sollen diverse Schulungen stattfinden (Kleinhandel, Landwirtschaft, Kleintierzucht usw.).

Intensiver Austausch über verschiedene Themen und Unterricht

Viel organisatorische Arbeit

Inzwischen sind alle gut nach Hause gekommen. Auf Adèle und Christine (die bisherigen Leiterinnen) wartet viel organisatorische Arbeit: Alphabetisierung aufgleisen, Kontaktaufnahme an Orten, wo neue Gruppen gebildet werden sollen, weitere Betreuung der bestehenden Gruppen usw. Dabei sollen sie die vier anderen Frauen immer mehr in die einzelnen Aufgabenbereiche einführen. An bestimmten Orten in der Region hat es noch Witwen, die nicht in einer Gruppe sind. Um die Gruppen zu vervollständigen (immer 12 Frauen), kommen teilweise Witwen dazu, deren Mann durch Unfall oder Krankheit gestorben ist. Nach und nach wollen wir auch weiteren dieser Witwen die Möglichkeit bieten, in einer Gruppe mitzumachen. Dazu braucht es aber finanzielle Unterstützung der Kirche. Da sind wir am Überlegen und Gespräche sind im Gang. Danke für alle Gebete um Weisheit. Die Witwen danken allen Spendern herzlich, die es ihnen und ihren Kindern ermöglichen, wieder ein Leben in Würde zu führen!
Helen M.

AHA-ERLEBNISSE

Paulus drückt in Kolosser 4,3-6 seinen Wunsch aus, dass Gott eine Tür für seine Botschaft auftut, damit er und die Kolosser das ihnen von Gott anvertraute Geheimnis klar und verständlich weitergeben können (V.3 + 5). Dies umschreibt das Grundanliegen von Mission im interkulturellen Kontext: Die beste Botschaft der Welt so vermitteln, dass sie verstanden wird. Dabei vergessen wir nie, dass nur Gottes Geist Menschen berühren und verändern kann. Auch die Entwickler von Al Massira (Die Reise) wurden von diesen Fragen umgetrieben. So entstand das chronologische Bibel-Kennenlern-Programm, in welchem wir «den Propheten folgen, um den Messias zu entdecken».

Seit einigen Jahren helfe ich mit, Christen in Afrika mit diesem fundierten Programm bekannt zu machen, damit sie Interessierten in ihrem Umfeld die Gute Nachricht vermitteln können. Während meines zweimonatigen Einsatzes Ende 2023/Anfang 2024 wurden in vier Kursen erneut engagierte Christen zu Al Massira-Gruppenleitern ausgebildet. Ein Kurs fand im Süden des Tschads statt. Mit mir haben Sanda, inzwischen ein erfahrener Al Massira-Lehrer, und neue tschadische Lehrer 30 Personen geschult. In Maroua liefen auch Kurse mit den bewährten Mitarbeitenden. Einige freie Plätze stellten wir Studierenden des Bibelinstituts der UEEC (ISTEM) zur Verfügung. Angetan von der verständlichen und tiefgründigen Präsentation des Rettungsplans Gottes wünschten sie die Schulung auch für ihre Kommilitonen. In Absprache mit den Leitern des ISTEM soll nun Al Massira ab 24/25 Teil des Studienprogramms werden.

Letzte Anpassungen des Materials in Fulfulde

Meinen wir das Gleiche?

Al Massira wurde im Orient entwickelt, in einer Kultur, wo Ehre und Schande eine weit grössere Rolle spielen als «richtig oder falsch», wo Beziehungen wichtiger sind als Leistung. Die Volksgruppe der Fulbe in Kamerun, die uns sehr am Herzen liegt, ist eher orientalisch als afrikanisch geprägt. Als Muslime identifizieren sie sich über ihre Religion und nennen sich selbst «Die Leute, die beten». Sie meinen damit das rituelle Gebet, das fünf Mal täglich rezitiert wird. Von uns Christen sagen sie: «Ihr betet nicht.» Was verstehen sie also unter Gebet? Die Gebetsriten – doch kaum, wie Luther es erklärt: ein Reden des Herzens mit Gott, in Bitte und Fürbitte, Dank und Anbetung…
Und wir Christen sprechen vom Paradies und meinen den Garten Eden. Für Muslime befindet sich das Paradies im Himmel. Umso wichtiger, dass wir das biblische Wort verwenden: der Garten. Wie wäre sonst die Schöpfung einzuordnen, oder das Leben von Adam und Eva, und der Sündenfall? Die beiden Beispiele zeigen, wie wichtig klare Kommunikation und gute Übersetzung sind. Durch grossen Einsatz und mit Gottes Hilfe wurden die 13 Al Massira-Filme in Fulfulde übersetzt und synchronisiert. Wir sind so dankbar für diesen grossen Schritt, um Fulbe zu erreichen. Doch die Gruppenleiter-Kurse fanden bisher auf Französisch statt – und Fulfulde-Sprechende ohne gute Französischkenntnisse sollten auch mit dem Programm arbeiten können! Also führten wir im Januar 24 zum ersten Mal eine Al Massira-Schulung in Fulfulde durch. Dazu musste das ganze Unterrichtsmaterial übersetzt und angepasst werden, was viel Kraft und Zeit kostete. Umso erfreulicher war das Echo der Teilnehmenden, mehrheitlich Fulbe aus verschiedenen Regionen des Landes. Sie konnten in ihrer Sprache lernen und austauschen! Wie viele Aha-Erlebnisse es da gab! Bereits Jesus-Nachfolger, erkannten sie Zusammenhänge besser und wurden neu berührt von Gottes Liebe. Beschenkt gingen wir nach einer intensiven Woche auseinander – wir Mitarbeitende mit Dank und Staunen, was kulturangepasstes Material in der Herzenssprache der Menschen bewegen kann! Und die Teilnehmenden sind hoch motiviert, mit dem Al Massira-Material die gute Botschaft ihren eigenen Leuten zu bringen! Welch neue Chancen für den Bau der Gemeinde Gottes unter den Fulbe!
Hanna W.

Abschluss der Al Massira-Schulung in Fulfulde

ATTRAKTIVES COLPROMA

Das sichere und schöne Collège und die guten Ergebnisse bei den offiziellen Prüfungen veranlassen viele Eltern, ihre Kinder aus anderen öffentlichen und privaten Schulen zu nehmen und zu uns zu schicken. Darunter sind sogar Lehrpersonen, Schulleiter und religiöse Leitungspersonen mit eigenen Privatschulen. So hat beispielsweise ein Pastor einer anderen Denomination, der an der kirchlichen Privatschule arbeitet, seine Tochter zu uns geschickt. Das hat ihm in seiner Kirche eine Strafe eingebracht, aber er bleibt standhaft und sagt, dass unsere Ausbildung die beste ist!

Eltern und Lehrpersonen an der Generalversammlung – viel Freude und Dankbarkeit!

Highlight

Das neue Gebäude mit acht Klassenzimmern im Obergeschoss wurde dieses Jahr zur grossen Zufriedenheit der Schülerinnen und Schüler sowie des Verwaltungs- und Lehrpersonals genutzt. In der Tat ist die Umgebung luftig und sorgt für ein gutes Lernklima. Diese günstigen Bedingungen haben zu erfreulichen Ergebnissen in den offiziellen Prüfungen für das Jahr 2023 geführt. Das College war in unserem Bezirk an erster Stelle und im Departement an zweiter Stelle.

Herausforderungen

Die steigende Schülerzahl erfordert einige Anpassungen. Um das Ansehen der Schule zu erhalten, brauchen wir für das nächste Schuljahr zusätzliche Toiletten, ein Labor für Physik/Chemie und einen Computerraum mit Computern. Das Vorhandene ist unzureichend und veraltet. Wir haben 14 Computer, doch nur 10 davon funktionieren einigermassen, was ein Verhältnis von vier bis fünf Schülerinnen und Schüler pro Computer entspricht. So können sie weniger üben, was sich unweigerlich auf die Ergebnisse bei den offiziellen Prüfungen auswirkt. Auch einen leistungsstarken Kopierer brauchen wir dringend.
Lambert K., Direktor

Blick von aussen

Zurzeit hat es gesamthaft 451 Schüler am COLPROMA, davon 256 Mädchen. Unter den Teilzeitlehrkräften hat es einige mit Dr.-Titel. Ihr Lohn für einen vollen Monat Unterricht (ohne Feiertage etc.) beträgt über 1 Million cfa (1’500 CHF). Wenn es viele Feiertage hat oder in den Ferienmonaten ist es weniger oder Null. Die Französischlehrerin unterrichtet lieber im COLPROMA als an ihrer Teilzeitstelle einer anderen Schule, weil sie findet, dass die Schüler disziplinierter sind und besser arbeiten. Handys sind an der Schule verboten. Die Bibliothek im Administrationsgebäude, die gleichzeitig das Lehrerzimmer war, ist leider geschlossen, nachdem Material entwendet wurde. Die Schule hat eine Gabe von je drei Büchern für alle Unterrichtsfächer aller Klassen erhalten sowie 1 Million cfa. Sie haben drei Ochsen gekauft, die gemästet werden und hoffentlich beim Verkauf einiges an Geld einbringen.
Helen M. hat das Collège besucht

KURZNACHRICHTEN

Sicherheitslage: In einigen Regionen hat sich die Lage leicht verbessert, andere sind weiterhin in dauerndem Alarmzustand (z.B. Region Godigong).
Leider gab es an vielen Orten keine oder nur eine kleine Ernte. Die Preise für Hirse und Reis sind hoch geblieben. Der Mindestlohn wurde in diesem Jahr um 60 % auf 60’000 cfa erhöht.
Nördlich der Stadt ist ein grosses Solarkraftwerk gebaut worden. Stromausfälle sind dadurch seltener geworden.
Literaturprojekt/Archiv: Die noch im Container vorhandenen Bücher, Unterrichtsmaterialien, Sonntagschulhefte usw. wurden sortiert und an Bibelschulen, ans ISTEM, die Oberschulen, an die Seelsorger in den Gesundheitszentren und Schulen sowie an die Gemeinden weitergegeben. Nun konnte das Archiv von Vision Afrika geordnet in Schränken im Container untergebracht werden.

Literatur sortieren, verpacken und verteilen


Generalversammlung der UEEC: Dankbar schauen wir auf eine konstruktive Generalversammlung in Touboro zurück. Der Präsident und sowie der Generalsekretär wurden wiedergewählt, der Vizepräsident und der 2. Sekretär sind neu. Ebenfalls neu sind zwei Vertreter der fünf Kirchendistrikte.
Helen M.

Generalversammlung der UEEC mit Wahlen

Bau in Bouk gestartet!

Wir freuen uns, dass das Projekt des neuen Gesundheitszentrums im Umsiedlergebiet Bouk in die Umsetzungsphase ging. Im November 23 wurde mit Erfolg ein Brunnen gebohrt, dessen Platzierung eine kleine Änderung des Bebauungsplans erforderte. Im Februar starteten die Arbeiten in Anwesenheit des Architekten, der Verantwortlichen des OM und des Baumeisters. Fenster und Türen werden bereits angefertigt und alle Abwasserrohre vorbereitet. Das Zentrum in Bouk ist von jenem in Touboro inspiriert, wird aber etwas kleiner ausfallen. Wir danken für die verfügbaren Finanzen und beten für die Restfinanzierung sowie um Bewahrung und Gelingen bei den Arbeiten.
Hanna W.

Erfolgreiche Brunnenbohrung für das Gesundheitszentrum Bouk
SAM global
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