Kambodscha

Wachstum und Gemeinschaft

7.4.2025
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10
Min.
Eine Gruppe von Personen steht im Kreis und man sieht einen gespannten Faden, der verschiedene verbindet

Mit dem ProEQUIP Leadership Training wollen wir wertebasierte Führung in Kambodscha fördern. Hier erleben wir täglich, dass Führung oft mit Macht und Kontrolle gleichgesetzt wird. Doch wir glauben an Führung durch Dienen, bei der Wertschätzung, Integrität und persönliches Wachstum im Mittelpunkt stehen.

Es geht uns darum, Menschen zu inspirieren, sich selbst und andere zu führen und einen positiven Einfluss auszuüben. Im Februar durften wir für ein kambodschanisches Unternehmen ein Leadership-Training zu Kommunikation und Self-Leadership durchführen. Durch interaktive Spiele und praxisnahe Übungen konnten wir neue Sichtweisen schaffen und direkt anwendbare Strategien erarbeiten. Ein persönlicher Entwicklungsplan half den Teilnehmenden, Entscheidungen zu treffen und Schritte zu definieren, die sie nun langfristig umsetzen können. Besonders eindrücklich war ein Moment, als ich am Tag nach dem Training einen Teilnehmenden traf und dieser begeistert berichtete, wie wertvoll das Training für ihn war. Es hatte ihn motiviert, schwierige Themen bei seinem Vorgesetzten anzusprechen – ein Schritt, den er sich zuvor nicht zugetraut hatte. Kürzlich konnten wir unsere erste Mitarbeiterin einstellen, die unsere Vision mitprägen und die wertebasierte Firmenkultur aktiv mitgestalten wird. Mit ihr an Bord können wir ProEQUIP weiterentwickeln und wertebasierte Führung fördern.

Durch interaktive Spiele neue, direkt anwendbare Strategien erarbeiten

Doch es geht uns nicht nur um Führung in Unternehmen. Deshalb engagiert sich Miriam beim Aufbau des Kingdom Climbing Gym – einer Kletterhalle, die als Business for Transformation (B4T) geführt werden soll. Durch die Kletterhalle möchten wir einen sicheren Ort schaffen, an dem Menschen gesehen, gehört und wertgeschätzt werden. Die Wände stehen noch im Rohbau, doch das Ziel ist klar: Kingdom Climbing wird mehr als nur eine Kletterhalle. Es wird ein Zuhause für eine Community, die gemeinsam wächst und Gott durch das Team in der Kletterhalle erlebt. ProEQUIP Leadership Training und Kingdom Climbing Gym mögen unterschiedlich wirken, doch sie haben eine gemeinsame Vision: Menschen zu befähigen und Gemeinschaft zu stärken – ob beim Kunden oder an der Kletterwand. Es geht darum, Werte zu leben und Räume des Wachstums zu schaffen, in denen Menschen Gott begegnen können.

Ein ungewönliches Projekt – der Rohbau der Kletterhalle steht

Info: Die Zusammenfassung unserer Marktanalyse zu Führungsbedürfnissen in Kambodscha ist auf folgendem Link zu lesen: https://bit.ly/m/the-itins
Laurent & Miriam I., ProEQUIP Leadership Training

MULTIPLIKATION VON INVESTITION UND EINFLUSS (mit B4)

Das Engagement von SAM global im Bereich von B4Ts, also wirkungsvollen kleineren Unternehmen, ist am Wachsen. Die beiden kambodschanischen Kleinunternehmen Cut & Fix und The Lux entwickeln sich seit ihrem Start in diesem Jahr. Chey, der kambodschanische Leiter von Cut & Fix, bietet Dienste für Haus- und Garten-Unterhalt und Reparaturen an immer mehr Kunden in Siem Reap an. Zusammen mit seinen vier festangestellten Mitarbeitern arbeiten sie täglich in verschiedenen Gärten und Villen. Durch ihre ehrliche und qualitativ hochstehende Arbeit erarbeiten sie sich ihre Löhne, bauen sich einen guten Ruf auf und hoffen auf viel Mund-zu-Mund Werbung.

The Lux, ein Touristen-Business, steckt noch in der Aufbauphase. Zwei lokale Personen, Channa und Pholla, arbeiten daran. Bis jetzt wurden jedoch noch keine Touristen durch die Tempelanlagen von Angkor Wat gefahren oder ihnen auf Food-Tours die lokalen Spezialitäten zum Probieren angeboten. Die Vorbereitungen laufen aber schon seit einem halben Jahr. Unerwartete Zusatzkosten (Touristenlizenz, bauliche Kosten usw.) haben den Start des Projektes plötzlich gefährdet. Doch so ist das bei Business: Man investiert und hofft, dass es sich dann nach dem Start bald rechnen wird. Unsere Leidenschaft ist es, dass auserlesene lokale KMUs ihre Wirkung vergrössern und Mitarbeitende anstellen können. Auf diese Weise multipliziert sich die Investition und der Einfluss.

The Lux – hoffent können bald Touristen durch die Tempelanlagen gefahren werden

Grosse Herausforderungen

eggscellent konnte 4’000 neue Junghennen kaufen. (Knapp 600 davon wurden durch den Geschenkkatalog gespendet – herzlichen Dank.) Diese legen nun fleissig Eier, die das 16-köpfige Team in den zwei Städten Phnom Penh und Siem Reap an Hotels, Restaurants und Supermärkte verkauft. Der Verkauf läuft gut. Die Kundschaft bemerkt, dass das artgerechte und qualitativ hochstehende Produkt einen Mehrwert hat. Die Herausforderungen sind aber trotzdem gross. Besonders die Produktion auf der Farm ist nicht einfach, es ist einfach zu heiss für Hühner. Nun versuchen wir erneut, bauliche kühlende Massnahmen zu installieren, dies bei limitierter und immer wieder unterbrochener Stromversorgung. Dazu arbeiten wir seit neustem mit einem philippinischen Freund und Projektleiter zusammen. Wir beten, dass sich neue Lösungsansätze ergeben werden. Zudem haben die beiden Leiterinnen gemerkt, dass zwei Verkäuferinnen von eggscellent über eine längere Zeit hinweg Bargeld gestohlen hatten. Auf der Januar-Reise konnten wir Licht ins Dunkel bringen. Die Konsequenz war jedoch, dass wir die zwei uns ans Herz gewachsenen Mitarbeiterinnen entlassen mussten. Ein schwieriger Entscheid für alle, der noch am Nachhallen ist.

Die Qualitätseier werden geschätzt

Gemeinsam stärker

Ein Highlight meiner Reise im Januar war das erste Team Retreat aller SAM global-Mitarbeitenden in Kambodscha. Zu fünfzehnt verbrachten wir, neun Westler und sechs kambodschanische Mitarbeitende, ein tolles Wochenende in Siem Reap. Gemeinsam lernten wir in der einzigen Schokoladenfabrik von Kambodscha, wie man Schokolade herstellt, erlebten verschiedene Fun-Aktivitäten und lernten SAM global und einander besser kennen. Ermutigt gingen die Mitarbeitenden am Sonntagnachmittag zurück in die verschiedenen Projekte.
David Keller, Länderverantwortlicher

Das SAM global-Team in Kambodscha

BEI DEN FAMILIEN ANSETZEN (im ProSEREY)

Schauen wir auf das letzte Jahr zurück, sind wir dankbar und froh darüber, was alles ermöglicht wurde. Schauen wir auf das laufende Jahr, sehen wir ziemlich viel Arbeit vor uns. Durch den nun tieferen Einblick in die Communities/Dörfer und durch die besseren Beziehungen zu einzelnen Menschen in den Dörfern kommen immer mehr Themen auf, die wir gern mit der Bevölkerung gemeinsam anpacken wollen. Leider erfahren wir so auch immer mehr von den teilweise sehr schlimmen Geschichten und Situationen der Kinder und Erwachsenen.

Mit viel Geduld und Liebe Beziehungen und Vertrauen aufbauen

Laut bettercarenetwork erleben 60% aller Kinder in Kambodscha vor ihrem 18. Lebensjahr häusliche Gewalt, Missbrauch, Ausbeutung und/oder Trennung von ihren Familien. Da es in Kambodscha einen hohen Anteil an Kindern gibt, sind es knapp 3,7 Millionen Kinder bei 16,59 Mio. Einwohnern, die das erleben müssen! Laut einer umfassenden Erhebung im 2022 durch die kambodschanische Regierung kam heraus, dass 10% aller Frauen häusliche Gewalt und 3% aller Frauen sexuelle Gewalt erleben müssen. Über 50% der weiblichen Opfer von physischer und sexueller Gewalt suchen niemals Hilfe! Besonders hier scheint die Dunkelziffer viel höher zu sein, da die Opfer Angst vor negativen Konsequenzen haben. Leider werden einige Fälle in keine Statistik aufgenommen, da es auch kein schlechtes Bild über Kambodscha geben soll und Behörden vielen Fällen nicht nachgehen. Wenn also ein Kind in so einem Milieu aufwächst und eventuell Missbrauch durchmachen muss, dann ist die Hürde zur weiteren Ausbeutung nicht gross. Beim Handel von Menschen, ihrer Ausbeutung und der Lockung mit falschen Versprechungen spielen oft die eigene Familie und das engere Umfeld eine wesentliche Rolle. Besonders in einem der Dörfer, die wir regelmässig besuchen, kommt es immer wieder zu Missbrauchsfällen und häuslicher Gewalt. Die jungen Mädchen fühlen sich nicht sicher.

Viele Menschen kommen finanziell nur knapp über die Runden

Um Menschenhandel und Ausbeutung zu bekämpfen, müssen wir neben vielen anderen «Baustellen» natürlich auch bei den Familien ansetzen. Vor allem in diesem Jahr wollen wir mehr Familien betreuen, um noch umfassender auf die bestehenden Probleme eingehen zu können. Es ist eine Arbeit, die vor allem viel Zeit, Liebe und einen starken Geist braucht. Doch egal, wie gross manchmal das Leid ist und wie unmöglich uns manche Veränderungen scheinen – Gott schenkt uns die notwendige Liebe und Kraft für diese Arbeit und ER kann die Wunder bewirken, wo wir machtlos sind.
Katharina und Julius D., ProSEREY

Der Schulbesuch ist für viele ein Privileg

FÖRDERUNG VON JUGENDLICHEN AUF DEM LAND (im Lighthouse Battambang)

Die meisten unserer Schüler/innen im Lighthouse Living Programm kommen aus dem Dorf Kamping Puoy und haben in der Stadt Battambang anfangs oft Mühe, im Unterricht mitzukommen. Das ist mit ein Grund für unser neues Projekt Country School. Borey, der Leiter von Lighthouse Serving und wohnhaft in Kamping Puoy, erklärt: «Es fehlt hier an gut ausgebildeten Lehrkräften, u.a. durch die unattraktiven Arbeitsbedingungen auf dem Land.» So brechen immer mehr Schüler/ innen, v.a. Jungs, die Schule frühzeitig ab, da sie das Interesse verlieren. Manchmal raten ihnen die Eltern auch dazu, damit sie bei der Arbeit mithelfen oder um sie vor Drogenmissbrauch zu schützen. Denn zum obligatorischen Unterricht gehört auch die Highschool (10.-12. Klasse), welche aber oft weit entfernt liegt. Und die Kinder wohnen dann unbeaufsichtigt im öffentlichen Internat.

Bei unserem wöchentlichen Sportprogramm mit den 7.-9. Klässer/innen

Um diesen Herausforderungen entgegenzuwirken, fokussiert sich das Projekt vorerst auf Nachhilfe, Englisch- und Computerunterricht an der öffentlichen Schule. Die Schüler/innen sollen neue Freude am Lernen und der Schule entdecken. Es ist uns wichtig, den Jugendlichen mit Annahme zu begegnen und sie zu ermutigen, ihr Potential zu entwickeln. Weiter planen wir ein Zentrum für Schulungs- und Freizeitaktivitäten, z.B. Sport, Workshops und Gemeinschaftsangebote, um den Schüler/innen und der Dorfgemeinschaft Hoffnung zu schenken. Im Gespräch mit dem Projektleiter Vanna M. wird seine Begeisterung spürbar. Seit 2012 begleitet er Jugendliche vom Land, die bei Lighthouse Battambang ihre Ausbildung fortsetzen. «Ich freue mich, erstmals Schüler/innen einer ländlichen öffentlichen Schule zu unterstützen. Es war eindrücklich, wie sich innert kurzer Zeit Türen geöffnet haben, diese Projektidee umzusetzen. Ich glaube, dass Gott das so geschenkt hat.»

Die neu gebauten Toiletten neben der Schule

Seit November führen wir an der o.g. Schule mit 200 Oberstufenschüler/innen ein wöchentliches Sportprogramm durch. So fördern wir nebst Bewegung Persönlichkeits- und Sozialkompetenzen und machen die Liebe Gottes erfahrbar. Chenda B. ist selbst in Kamping Puoy aufgewachsen und kam ab der 10. Klasse zu Lighthouse Battambang. Nach der Highschool wurde er Trainee und ist inzwischen Mitarbeiter und Universitätsstudent im 3. Jahr. Er hilft beim Sportprogramm am Mittwochnachmittag mit und meint:

«Ich arbeite gerne mit Menschen und kann hier auf meiner Erfahrung als Trainee aufbauen. Ich hoffe, dass wir für viele Schüler/innen den Weg ebnen können, damit sie weiter lernen und wachsen können.»

Die Country School soll im November eröffnet werden. Wir sind gespannt!
Anna B. & Sandra G., Lighthouse Battambang

SAM global
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