Schweiz

Was können wir tun, um Flüchtenden zu dienen?

22.4.2022
|
3
Min.
Ukraine-Flagge

Der Ukrainekrieg macht etwas mit uns allen – die Solidarität in der Schweiz und auch anderen europäischen Ländern ist riesig. Immer mehr Flüchtende finden auch in der Schweiz Zuflucht (Stand 11.4.22: 28'000 Schutzsuchende, Quelle Schweizerische Flüchtlingshilfe).

Menschen begegnen Menschen

Unser Projekt ProCONNECT und dessen Leiterin Rahel Strahm beschäftigen sich schon seit langem mit der Frage, wie wir Menschen in solchen Krisensituationen unterstützen können. Unser Ziel dabei ist, dass Menschen Menschen begegnen – egal welcher Herkunft, Religion und Situation. So können wir Menschen in belastenden Situationen Gefässe bieten, in denen sie Freundschaften knüpfen können und wenn sie wollen auch Raum zum reden haben. Oft geht es aber auch darum, gemeinsam einen Tee zu trinken und über Gott und die Welt zu sprechen, so dass ein Stück Heimatsgefühl einkehren kann. Menschen zu treffen, die in ähnlichen Situationen sind, kann dabei auch helfen.

Wir haben Rahel unter anderem gefragt, wie es Flüchtenden aus anderen Gebieten ergeht, wenn sie sehen, wie ukrainische Geflüchtete behandelt werden (Stichwort Status S) und was wir tun können, um als Laien (ohne psychologisches Know-how für posttraumatische Belastungen) den Menschen so zu begegnen, wie sie es gerade brauchen.

Rahel erzählt, dass sie auch schon gehört habe, dass Flüchtende aus bspw. Syrien und Afghanistan erstaunt sind, wie die Situation mit der Ukraine gehandhabt wird. Wie sich da wohl die Flüchtenden aus diesen Kriegsgebieten fühlen? 

«Sie sind leise, nicht fordernd. Sie missgönnen das den ukrainischen Flüchtenden nicht, aber es ist umso härter für sie, kein Asyl zu bekommen, obwohl ihre Situation auch sehr schwierig ist.»

Dann erzählt sie von einem guten Bekannten. Er sei schon 6 Jahre in der Schweiz ohne einen positiven Asylentscheid. Noch immer warte er auf die Antwort seines Rekurses. Sie sagt: «Er ist jung und liebt es zu arbeiten. Und er hilft an vielen Orten ehrenamtlich. Aber er hat keine Arbeits-Erlaubnis erhalten, obwohl er schon mehrere Arbeitsstellen angeboten bekam.»

Was kann ich als Privatperson tun? 

Professionelle Angebote für Flüchtende gäbe es diverse, gerade auch mit christlicher Motivation bspw. bei der Heilsarmee, der EMK, im Chrischtehüsli ... (In diesem Zusammenhang ein Hinweis: Chrischtehüsli sucht dringend: Ukrainische Deutschlehrer/innen - ukrainisch sprechende Personen, die Einführungskurse in Deutsch geben können. Wenn Sie daran interessiert sind, Ihre Zeit und Ihre Talente zu spenden, senden Sie bitte eine E-Mail an info@chrischtehuesli.ch.)

Auch Trauma-Therapie für Flüchtende, die unter posttraumatischen Belastungsstörungen leiden, gebe es schon. Doch oft seien diese Stellen überfüllt. «Was für uns wichtig ist: Als Laie zu wissen, was wir tun können, um den Leuten zu helfen mit dem Erlebten umzugehen. Und dafür haben wir den ProCONNECT Workshop am 28. Mai in Zürich zum Thema 'Heilsame Freundschaft – Geflüchtete emotional unterstützen'. Dann gibt es die Plattform der SEA Schweiz, welche gute Inputs, Online-Schulungen und Hinweise auf Seminare gibt – alles, um Leuten, die Geflüchteten helfen, zu orientieren und zu unterstützen. Hier finden sich diese wertvollen Tipps und Ressourcen.»

Wie geht es denn Rahel damit, dass die Schweiz nun das Asylverfahren so anders handhabt als zuvor? 

«Ich bin dankbar, dass die Schweiz den ukrainischen Flüchtlingen unkompliziert hilft und sie gleich den Status S erhalten, was ihnen das Recht auf medizinische Versorgung, Familiennachzug und Arbeit gibt.»

Jedoch räumt sie auch ein: «Diese drei Vorteile haben andere Flüchtlinge nicht, wenn sie ankommen, auch wenn sie ebenfalls aus gewalttätigem Umfeld kommen, wie zum Beispiel Afghanistan, Syrien und ähnliche.»

In der sozial-diakonischen Arbeit Linde Zürich engagiert sich Rahel für Flüchtlinge. Dort gibt es beispielsweise auch ein wöchentliches Angebot, den Kultur-Treff, der neu speziell für ukrainische Flüchtlinge geöffnet wurde. Ein dort tätiger Mitarbeitender spricht Russisch, und viele von den Ukrainern und Ukrainerinnen verstehen Russisch.

Nebst der Möglichkeit, ukrainische Flüchtende bei sich zuhause aufzunehmen, was auch viele Bekannte von Rahel bereits getan haben, können wir uns nebst Gastfreundschaft auch mit dem nötigen Know-how ausstatten, wie wir Menschen in solchen Situationen am besten begegnen können. Solches Wissen vermittelt bekommst du am obengenannten Workshop.

«Dieser Workshop vermittelt Grundwissen in psychischer Soforthilfe. Du lernst und übst, wie du traumatisierte Geflüchtete emotional unterstützen und den Prozess der Heilung fördern kannst. Es geht nicht um Seelsorge oder Therapie, sondern darum, wie Du Menschen im Prozess der Verarbeitung freundschaftlich begleiten und ihnen konkrete Hilfestellungen geben kannst.»

Melde dich jetzt an, um teilnehmen zu können und dich zu informieren, wie DU einen ganz konkreten Unterschied machen kannst! 

Weitere Tipps, wie du mit 6 einfachen Dingen Menschen in dieser Krisensituation dienen kannst, findest du bei der SEA unter dem Stichwort «Flüchtlingen helfen». Was ihr als Kirche und Gemeinschaft tun könnt, erfährst du hier bei «Kirchen helfen».

(Bildquelle: keystone)

SAM global
ProCONNECTBeitrag drucken