Guinea

Beziehungen pflegen, Brücken bauen

22.6.2022
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5
Min.

Litten wir eben noch unter der Hitze und dem Staub, so geniessen wir nun die angenehmen Temperaturen und atmen durch – die Regenzeit hat dieses Jahr früh begonnen.

Wir freuen uns, euch an unserem Leben hier in Kissidougou Anteil zu geben. In den letzten Monaten waren die Themen Abschluss und Abschied oft vorherrschend. Gaëlle und Cédric Ch. mit ihren beiden Kindern arbeiteten auf ihre definitive Rückkehr im Mai in die Schweiz hin. Es war unser Wunsch, dass sie ihre Arbeit soweit möglich an guineische Mitarbeitende weitergeben oder gut abschliessen konnten. Wir sind dankbar, dass wir passende Lösungen gefunden haben.

Unser ProTIM Kissi-Team vor dem grossen Auszug

Eine traurige Situation

Bezüglich unserer Partnerkirche war das vergangene Jahr sehr schwierig. Die Kirchenverantwortlichen hatten zunehmend Konflikte untereinander. Das führte leider bis zu dem Punkt, an dem die ganze Kirchenleitung vom Staat aufgehoben wurde. Und es ist noch keine Lösung in Sicht ist. Verschiedene Personen sind verletzt und enttäuscht und es sind viele Fragen da, wie es weitergehen soll – sowohl für die Kirche als auch für uns als Partnerorganisation in den Bereichen, in denen wir mit der Kirche arbeiten. So hat es auch Auswirkungen auf die Bibelschule in Telekoro, die in diesem Jahr ohnehin schon mit ausserordentlich vielen Problemen zu kämpfen hat.

Mit Motivation Grosses anpacken

Emanuel ist sehr gefordert in der Ausbildung der Mechaniker. Im Moment sind es 20 Lernende, die Landmaschinen- oder Automechaniker werden wollen. Es handelt sich um eine motivierte Gruppe mit einigen guten Schülern. Das ist sehr ermutigend. Im Rahmen der Landmaschinenmechanik bewirtschaften wir unter anderem 15 Hektaren Land, welche in der Regenzeit nur über einen zweistündigen Umweg zu erreichen sind. So entstand die Idee, die vorhandene, traditionelle Hängebrücke aus Lianen und Bambus durch eine bessere Hängebrücke zu ersetzen, über die auch eine Person mit einem Motorrad und einen Sack Reis fahren könnte.

Die traditionelle Hängebrücke


Zuerst sprachen wir mit den beiden Dörfern, die durch die Brücke verbunden würden. Die Dorfchefs und sogar der Präfekt von Kissidougou gaben ihr Einverständnis. Das ist nicht wirklich verwunderlich, denn schliesslich profitieren nicht nur wir von dieser Brücke, sondern tausende Menschen, die in der Regenzeit von den anderen Dörfern abgeschnitten sind.

Viel Schweiss und Konzentration

Dann begann die Planung zusammen mit Emanuels Freund Peter aus der Schweiz, der viel Erfahrung hat. Einiges an Material wurde von der Schweiz nach Guinea verschifft. Die sieben Meter hohen Brückenpfeiler mussten geschweisst, metertiefe Löcher gegraben, Verankerungen betoniert und viel Material über die schlechte Zufahrtsstrasse transportiert werden. Dann schliesslich, nach viel Vorarbeit, wurde in knapp drei Wochen die 56 Meter lange Hängebrücke aufgebaut. Das war eine grosse Anstrengung, die konzentrierte Arbeit und hohen körperlichen Einsatz forderte. Es war eindrücklich zu erleben, wie 20 Männer die tonnenschweren Seile von einer Flussseite durchs Wasser auf die andere Seite transportierten und auf die sieben Meter hohen Pfeiler hinaufzogen! Ohne gute Teamarbeit wäre das nicht möglich gewesen. Es war ein grosser Tag, als dann die Brücke mit viel Tamtam und natürlich dem Beisein des Stadtpräsidenten eingeweiht wurde. Und es bleibt für die mit Recht stolzen Lernenden ein unvergessliches Erlebnis!

Brückenpfeiler in solidem Fundament

Es geht vorwärts – die Brücke nimmt Gestalt an

Ein unvergessliches Erlebnis für die Lernenden

Die Ruhe nach dem Sturm

Die Zeit des Brückenbaus fiel mit der Abschiedszeit von Cédric und Gaëlle Ch. mit ihren Kindern zusammen. Es wurden zwei Feiern organisiert, an denen sie gewürdigt und verdankt wurden. Es war berührend zu sehen, wie viele Menschen dankbar waren und sich in vielerlei Hinsicht beschenkt fühlten von ihrem Einsatz in den letzten vier Jahren hier. Mitte Mai verliessen uns dann die Familie Ch., die beiden Kurzzeitmitarbeitenden Augustin und Annina und auch unser Freund Peter. Die ersten Tage alleine im Hof fühlten sich an wie die Ruhe nach dem Sturm, zuerst wohltuend, denn wir mussten uns grad ein wenig erholen. Doch dann wurde aus der Ruhe irgendwie eine Leere. Aber inzwischen haben wir uns daran gewöhnt und es geht uns ganz gut. Unser Alltag geht weiter und ist gefüllt mit unseren vielen Aufgaben. Allerdings bleibt ein grosses Gebetsanliegen, dass uns Gott immer wieder ermutigt und mit Freude beschenkt – und mit neuen Mitarbeitenden!
Siehe: https://www.sam-global.org/projekt/protim2-2-2-kissidougou#mitarbeiten

Herzlichen Dank für euer Interesse und eure Unterstützung.
Renate und Emanuel W.

Freudige Einweihung der neuen Hängebrücke, die die Dörfer verbindet
SAM global
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