Guinea

Arbeit und Einsatz tragen Früchte

19.1.2022
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5
Min.
Guineische junge Frauen machen einen Sketch.

Diese Ausgabe der ProTIM2-2-2 Kissidougou NEWS bietet uns, Cédric und Gaëlle C., die Gelegenheit, eine kurze Bilanz unserer Aktivitäten zu ziehen.

Nach vier Jahren Einsatz, hauptsächlich in Partnerschaft mit der Evangelisch Protestantischen Kirche Guineas, werden wir mit unseren Kindern Guinea im Sommer 2022 verlassen und uns wieder in der Schweiz ansiedeln.

Arbeit mit Ehepaaren, Familien und Kindern

Sogleich nach unserer Ankunft in Guinea haben wir damit begonnen, die Pastoren Esaïe (Leiter des Dienstes für Ehepaare und Familien) und Simon-Pierre (Leiter der Arbeit mit Kindern) zu unterstützen. Wir halfen ihnen, ihre Aktivitäten zu strukturieren und eine strategischere Vision zu entwickeln. Die Kirche setzt sich seit mehreren Jahren auch aktiv im Kampf gegen die weibliche Genitalverstümmelung (FGM), auch Beschneidung genannt, ein. In den letzten Jahren wurden in diesem Bereich grosse Fortschritte erzielt. Auch wenn der Weg noch weit ist, gilt die EPEG als Vorreiterin in einem Land, in dem fast 95% der Frauen Opfer von Verstümmelungen sind. Wo viele Nichtregierungsorganisationen und staatliche Programme kaum Ergebnisse erzielen, trägt die Botschaft der Kirche, die auf einer tiefgreifenden Veränderung von Überzeugungen und Werten beruht, Früchte und bewahrt viele Mädchen vor den oft dramatischen Folgen der Genitalverstümmelung.

Mädchen aufklären und vor Genitalverstümmelung bewahren

Rettung in letzter Minute
Im vergangenen Oktober entriss Martin seine beiden Mädchen, drei und fünf Jahre alt, buchstäblich den Händen ihrer Mutter, die sie beschneiden lassen wollte. Er berichtet: «Durch Gottes Gnade gelangte ich in das Lager, wo die Rituale und Vorbereitungen für die Beschneidung bereits begonnen hatten. Ich holte meine Kinder im letzten Moment ab. Ihre Mutter verfolgte mich und ich floh mit dem Motorrad bis zum Haus des Pastors und seiner Frau, die sich sehr für die Aufklärung zum Thema Beschneidung einsetzen.» Es ist eine grosse Herausforderung für Martin, seine Töchter allein grosszuziehen, aber er wehrt sich weiterhin gegen ihre Beschneidung.

Martin mit seinen beiden Mädchen

Ausbildung von Verantwortungsträgern in den Kirchen

Am Bibelinstitut von Telekoro (IBT) hat Cédric regelmässig zwei Kurse unterrichtet: Der eine ist eine Einführung in die ganzheitliche Entwicklungsarbeit, die sich an den Bedürfnissen des Menschen als Ganzes orientiert, und der andere zielt darauf ab, eine auf der Lehre Christi basierende pastorale Arbeit zu entwickeln. Gaëlle hat die Frauen, von denen die meisten Analphabetinnen sind, in der mündlichen Weitergabe der Bibel angelernt und einen Kurs gegeben, in dem es um die praktische Umsetzung des Glaubens im Alltag geht. Ausserdem hat sie das Kursmaterial überarbeitet und eine Lehrerin ausgebildet, die den Unterricht nach ihrer Abreise übernehmen wird.
Cédric hat auch beim Aufbau der Weiterbildung für die Pastoren der EPEG geholfen und Seminare in den verschiedenen Regionen des Landes gehalten.

Weiterbildung für Pastoren der EPEG

Kampf gegen die Armut

Gaëlle hat mit Gruppen von Frauen gearbeitet, um sie im Blick auf die Rücklage von Ersparnissen und auf einkommensschaffende Aktivitäten (AGR = Activités Génératrices de Revenu) anzuleiten. Ob es um landwirtschaftliche Projekte, die Herstellung von Seife oder einfach um kollektives Sparen oder das Verwalten von persönlichem Eigentum ging, Gaëlle hat die Frauen beraten und ermutigt, Werte wie Integrität, Ehrlichkeit und Ausdauer zu leben.
An zahlreichen Jugendtreffen haben wir die Grundlagen des Unternehmertums vermittelt. Angesichts der Massenarbeitslosigkeit versuchen wir, die Verantwortlichen der Kirchgemeinden zu ermutigen, den Jugendlichen bei der Gründung von AGRs zu helfen, anstatt dass sie (vergeblich) darauf warten, Arbeit zu finden oder Hilfe von aussen zu erhalten.

Frauen organisieren sich in Gruppen

Schule oder Süssigkeiten?
Nachdem sie eine Schulung zum Thema Umgang mit Geld besucht hatte, erklärte Denise ihren Kindern, dass sie ihnen nicht mehr jeden Tag ein paar Batzen für Süssigkeiten geben würde. Sie lege das Geld nun auf die Seite, um das Schulgeld bezahlen zu können.

Selber Geld verdienen
«Meine Schachtel mit einer Auswahl an Schokolade habe ich immer dabei», sagt Elisa und erzählt: «Nach dem Seminar, das in meiner Kirche zum Thema Unternehmertum organisiert wurde, habe ich eine kleine Tätigkeit aufgenommen, um eigenes Geld zu verdienen. Ich kaufe Schokolade ein und verkaufe sie auf dem Weg zur Universität, in der Pause oder am Ende der Vorlesungen.»

Wertvolle Bücher und Broschüren

In Guinea mangelt es an Lehrmaterial. So haben wir an der Überarbeitung des Handbuchs für die Arbeit mit Ehepaaren mitgewirkt, eine didaktische Broschüre für Mitarbeitende im Kampf gegen die Beschneidung erstellt und die Bilderbibel für den mündlichen Unterricht neu auflegen lassen. Cédric hat ausserdem ein Buch geschrieben mit dem Titel «Ganz und gar Christ sein», das sich an Pastoren richtet sowie an alle, die Christus im Alltag nachfolgen wollen. Und Gaëlle hat eine Broschüre hergestellt mit dem Titel «32 Tipps, um sein Eigentum besser zu verwalten». Die Broschüre enthält zahlreiche praktische Geschichten aus dem guineischen Kontext.

Grosse Dankbarkeit

Neben den aufgeführten Aktivitäten haben wir auch immer wieder Teenager und Jugendliche bei uns empfangen, um gemeinsam Gesellschaftsspiele zu machen sowie über die Bibel und aktuelle Themen zu sprechen. In verschiedenen Kirchen haben wir Predigten gehalten oder Kindergottesdienste geleitet. Und wir haben Französischunterricht erteilt. Nun, da sich unser Einsatz in Guinea dem Ende nähert, können wir nur Gott von Herzen für alles danken, was wachsen durfte, und wir danken auch euch für euer Interesse und eure Unterstützung.

Gaëlle & Cédric C.
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