Kamerun

Mutige und engagierte Mitarbeitende

7.4.2022
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10
Min.
Eine Gruppe von kamerunischen Mitarbeitenden in blauen T-Shirts

Das Jahresende und der Start in ein neues Jahr sind jeweils Anlass zu Rückblick, Analyse und Ausblick.
Im Jahr 2021 haben in den sieben geöffneten Gesundheitszentren die Aktivitäten um 3 bis 5 % abgenommen. Ein Grund dafür ist wohl, dass manche Patient/innen staatliche Einrichtungen aufgesucht haben, weil diese durch Zuschüsse und vermehrte Kontrollen zu etwas besserer Arbeit animiert wurden.
Dies wirft für alle Teams Fragen auf: Was macht unsere Zentren für Patient/innen attraktiv? Freundlichkeit, Zuverlässigkeit, kurze Wartezeiten? Spüren sie, dass wir unsere Arbeit als überzeugte Christen tun? Das Leitungsteam des OM arbeitet sehr gut zusammen und unterstützt die Arbeit in den Zentren.

Das Zentrum von Limani war wegen des Terrors durch Boko Haram sieben Jahre lang geschlossen. Weil sich die Lage nun etwas entspannt hat, wird Anfang April 22 ein Neuanfang gewagt, wie in Tourou zunächst als Tagesklinik. Die Mitarbeitenden beider Orte brauchen unser Gebet um Bewahrung.

Eingangsbereich des Gesundheitszentrums Limani - bald wieder belebt?!


In Djarengol wurde im Labor ein Raum klimatisiert, damit auch empfindliche Geräte funktionieren. Krankenpflegeschulen schicken ihre Praktikanten sehr gerne hierhin. Das Kernteam besteht aus über 40 Personen – es ist nicht leicht, ein so grosses Team zu führen. Sauberkeit und Unterhalt sind ein ständiges Kampffeld! In Touboro läuft die Arbeit sehr erfreulich. Vier weitere Personalwohnungen wurden auf Ende Jahr fertiggestellt, so kann nun fast das gesamte Team mit ihren Familien vor Ort wohnen. Der Krankenseelsorger ist besonders engagiert und erlebt, wie Gott in das Leben von Menschen eingreift, Wunder tut und sie verändert. In Soulédé gab es 2021 einen Leiterwechsel, F. Luc ist nun dort verantwortlich.
Nach einem Jahr Pause ist seit April 21 das Zentrum in Tourou unter der Leitung von L. Gabriel als Tagesklinik wieder in Betrieb. Der Mut des Teams in dem weiterhin von Überfällen heimgesuchten Gebiet ist bewundernswert! In Tala-Mokolo und Godigong läuft die Arbeit normal. Allerdings gibt es auch in Podoko-Dörfern wenige Kilometer von Godigong entfernt immer wieder Angriffe der Boko Haram. Das kleine Team in Maltam wurde Ende Jahr ebenfalls durch die Stammesunruhen erschüttert, konnte jedoch die Arbeit weiterführen. Der Gesundheitsposten soll durch ein Labor und eine Geburtenabteilung erweitert werden.

Ein neues Zentrum in Bouk

Ein neues Gesundheitszentrum ist in Bouk geplant, auf halber Strecke zwischen Garoua und Ngaoundéré, also ca. 360 km von Maroua entfernt. Wie in und um Touboro hat es auch in der Gegend um Bouk sehr viele Umsiedler aus dem Hohen Norden. Dank unseres Architekten Klaus R. war eine genaue Vermessung des Geländes möglich. Die Pläne und Anträge werden dieses Jahr erstellt. Das OM hat bereits ca. 20 % der geplanten Kosten zur Seite gelegt, die Bevölkerung selbst und die UEEC tragen ebenso zum Projekt bei.

Genaue Vermessung des Geländes in Bouk

CAMUSER – was ist denn das?

Die Mitarbeitenden im OM sind in der staatlichen Sozial- und Rentenkasse eingeschrieben, doch die Rente ist nicht sehr üppig. Oft mussten die Anwärter Monate oder gar Jahre bis zur ersten Zahlung warten. So entstand die Idee einer zusätzlichen Sparmöglichkeit. 2006 wurde die «CAisse MUtuelle de SEcours Retraite de l’OM» offiziell gegründet. Das ist eine interne Rentenkasse, in der Angestellte entsprechend ihrem Gehalt monatlich eine Summe einzahlen können. Gestaffelt nach Dauer der Mitgliedschaft stockt das OM einen Prozentsatz auf. Anfangs wurden v.a. Mitarbeitende Mitglied, deren Pensionierung in Sichtweite war. Doch die ersten guten Erfahrungen ermutigen immer mehr Personen zum Mitmachen. Als sich nach ca. 5 Jahren ein ordentlicher Betrag angesammelt hatte, kam die Frage auf, vom angesparten Geld auch Kredite zu vergeben. Die Sache wurde durchdacht, Statuten und Regeln ausgearbeitet. So entstand in jedem Gesundheitszentrum ein dreiköpfiges Team, welches die Einzahlungen, Kredite bis zu 2/3 der eingezahlten Summe sowie die fristgerechten Rückzahlungen verwaltet. Dieses System hat sich sehr bewährt und wird immer beliebter. Inzwischen sind ca. 100 der insgesamt 140 Mitarbeitenden Mitglied. Viele konnten dank CAMUSER für ihre Zukunft investieren, sich ein Haus bauen, das Studium oder die Hochzeit von Kindern finanzieren.

Eine gute Sache: Die interne Rentenkasse CAMUSER, die auch Kredite vergibt


Für die Mitarbeitenden ist es eine enorme Ermutigung, Kredite zu günstigen Bedingungen zu erhalten. Und gleichzeitig erfüllt es sie mit Stolz, ihr eigenes angespartes Geld zu investieren, statt mit einer Last von Schulden und hohen Bankzinsen leben zu müssen, so wie die meisten Menschen hier. Für die Kredite wird ein geringer Zinssatz verlangt als Beitrag zur Arbeit der zentralen OM-Buchhaltung, bei der die Fäden zusammenlaufen. Bis 2021 war ein Überschuss zusammengekommen. So haben die CAMUSER-Mitglieder beschlossen, aus Anlass von «15 Jahre CAMUSER» für alle Mitglieder T-Shirts herzustellen. Diese tragen das Logo des OM und die Aufschrift: «Mit CAMUSER ist meine Pension garantiert». Kürzlich fragte ich einen Mitarbeiter, ob dieses Erfolgsmodell nicht für andere als Beispiel dienen könnte. Seine Antwort lautete:

Das funktioniert nur bei uns im OM, weil wir die Regeln einhalten, Vertrauen zueinander und in unser Werk haben und es transparent zugeht.

Hanna W.

EINSATZ IN KAMERUN - EIN BERICHT

Von Mitte August 2021 bis Mitte März 2022 war ich in Maroua. Ende August durfte ich an der Weiterbildung der Pastoren teilnehmen. Da gab es ein frohes Wiedersehen mit vielen, die ich jahrelang nicht mehr gesehen hatte.
Am ISTEM (Theologische Hochschule) unterrichtete ich zwei Mal wöchentlich die Frauenklasse zum Thema Gesundheit. Für einige Lektionen hatte ich Grundlagen, anderes musste ich neu erarbeiten. Die 43 Frauen haben ein sehr unterschiedliches Schulniveau. Theoretisch sollten alle Französisch schreiben und lesen können. Doch ich merkte bald, dass dem nicht so ist. Ich musste den Unterricht entsprechend einfach gestalten. Langsam «tauten» die Frauen auf. Bei «ihren» Themen (Zyklus, Schwangerschaft und Geburt, Familienplanung usw.) waren sie voll dabei und stellten viele Fragen. Immer wieder fehlten Frauen wegen Schwangerschaftsbeschwerden, Geburt oder wenn sie oder ein Kind erkrankt waren. Die Frauen mit guten Schulniveau studieren übrigens zusammen mit den Männern.
Verschiedene Personen klagten über Rücken- und Schulterschmerzen. Einige hatten viel Geld für Untersuchungen ausgegeben, die aber nichts ergaben. So bot ich im ISTEM eine Gymnastikstunde für Rücken und Schultern an. Auch viele der Männer machten mit. Es wurde viel gelacht und die Frauen beschlossen, dass sie wie die Männer auch Sport machen wollen (Volleyball).
Die Ausbildungsstätte hat sehr viele Studierende und platzt aus allen Nähten. Kurz vor Schulbeginn wurden noch zwei Häuschen für vier Familien gebaut. Die Planung der Bauten und das Ausarbeiten eines Projektvorschlages ist nicht einfach. Ich konnte die Verantwortlichen des ISTEM unterstützen, obwohl ich auch nicht vom Fach bin.

Fast alle haben bestanden

Das Col.Pro.Ma (Sekundarschule) steht auf dem zweiten Platz in der Region mit 93,33 % bestandenen Examen, was für hiesige Verhältnisse sehr hoch ist. Nun sind die beiden ersten Klassen der Oberstufe voll! Die Kirche hat beschlossen, das Schulprogramm bis zur Matura weiterzuführen. Der Bau der Schulzimmer geht nur zäh voran, einerseits wegen mangelnder Finanzen (die Baumaterialien, wenn überhaupt vorhanden, sind sehr viel teurer geworden, im Budget wurden einige Ausgaben für den Betrieb unterschätzt oder es gab unvorhergesehene Ausgaben). Dann war auch der Verantwortliche krank, die Sekretärin hat von einem Tag auf den anderen aufgehört, weil sie weiter studieren wollte usw. Wir hoffen, dass der Bau bis zum Schulbeginn Anfang September endlich fertig sein wird.

Halsbrecherische Arbeit beim Verputzen des Schulhausbaus

Kirchenleitung ist gut unterwegs

Die Teilnahme an den Sitzungen ist meist recht interessant. Man erfährt das Neueste und ich lerne immer wieder auch dazu, denn Probleme (und deren Lösungen) werden hier nicht immer direkt und klar formuliert. Die Gedankengänge sind anders. Die Atmosphäre unter den Mitgliedern ist entspannt.

Generalversammlung der Kirche

Besuche, Fussball, Sicherheit

Anfang November war Andreas Zurbrügg von SAM global da, um die Projekte zu besuchen, im Dezember kam Hanna W. an.
Im Januar fanden die afrikanischen Fussballmeisterschaften statt (der nördlichste Austragungsort war Garoua). Alles drehte sich um Fussball. Da durften Staatangestellte und Schüler/innen bereits um 14 Uhr Feierabend machen! In dieser Zeit gab es so gut wie keine Stromausfälle!
Hie und da bekam ich Besuch, beispielsweise von Kindern der ehemaligen Kolleg/innen, die an der Uni studieren, oder von Doudou, einer inzwischen alten Frau aus einem Dorf, in dem ich im ersten Aufenthalt (1987) mit dem Impfen der Kinder angefangen hatte. Ihr Mann, der damals Dorfchef war, ist schon lange gestorben. Doudou brachte mir eine grosse Menge Tomaten und einmal eine Flasche mit frischer Milch – um diese Jahreszeit rar und eine Kostbarkeit.

Besuche von D., einer langjährigen Bekannten


Das allgemeine Banditentum hat stark zugenommen. Motorradtaxifahrer sind die bevorzugten Opfer. Sie werden von angeblichen Klienten in ein wenig belebtes Aussenquartier geleitet und dann bedroht. Wer sich wehrt, wird umgebracht. Manche werden sogar am helllichten Tag bedroht und bestohlen. Wird ein Dieb erwischt, muss er damit rechnen, von der wütenden Bevölkerung gelyncht zu werden. Auch Einbrüche haben enorm zugenommen.

KURZNACHRICHTEN

Angespannte Situation

Im Dezember kam es in der Region Kousseri zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen den Arabern (Viehzüchter und Halbnomaden) und Musgum (Landwirte und Fischer). Der schwelende Konflikt hatte schon Monate vorher im Busch begonnen. Fehlende Niederschläge haben die Situation noch verschärft. Wegen mangelndem Futter und Wasser drangen Kühe bei den Fischteichen der Musgum ein. Einige Kühe ertranken und verdarben die Teiche. Der Konflikt ist nicht gelöst, es herrscht gespannte Ruhe. Das Militär konnte weitere Kämpfe vermeiden.

Neue Aufteilung

Unsere Partnerkirche, die UEEC, wächst weiter. An der Generalversammlung wurde deshalb der Distrikt Garoua unterteilt in neu 5 Distrikte und die Paroisse Soulédé wurde in 3 Paroissen aufgeteilt (eine Paroisse besteht aus 5 bis ca. 12 lokalen Kirchen, ein Distrikt aus 7 bis 12 Paroissen).

Helen M.

Ein Poulet für jede Teilnehmerin und jeden Teilnehmer als Verpflegung für die Heimreise von der Generalversammlung der UEEC

KIRCHENBAU DOUALA

Seit meinem Stellenantritt (2016) bei SAM global steht in Douala ein angefangener Kirchenbau. Aus finanziellen Gründen hat sich das Projekt seither nur sehr langsam entwickelt. Die anstehende Bauetappe, nämlich der Rohbau des Hauptsaales, Empore und Dach, muss bautechnisch «in einem Guss» erstellt werden. In der Zwischenzeit konnten wir und die lokale Gemeinde einen schönen Betrag ansparen. Um im 2023 diesen wichtigen Bauabschnitt umsetzen zu können, möchten wir bereits dieses Jahr die noch benötigten Finanzen zusammentragen. (Für Online-Spenden bitte Eigener Spendenzweck wählen mit Vermerk: Kirchenbau Douala) Hilfst du mit? Besten Dank.

Andreas Zurbrügg, Länderverantwortlicher Kamerun

Wer hilft mit, dass die Kirche in Douala fertiggebaut werden kann?

SAM global
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