Angola

Zwischen Erfolg und Frustration

4.2.2022
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5
Min.
Wartende Patienten in der Boa Vista

Obwohl in Angola einige Fortschritte zu verzeichnen sind und auf verschiedenen Ebenen Erfreuliches geschieht, muss vieles erkämpft werden und Frustrationen bleiben oft nicht aus. Dennoch freuen wir uns von Herzen über alles, was durch die Partnerorganisationen von SAM global in Angola bewegt wird.

Hoffnung für zukünftige Generationen

In dieser Ausgabe der NEWS lassen wir Suzana zu Wort kommen. Sie ist eine engagierte Mitarbeiterin der medizinischen Arbeit der IESA und beispielhaft für viele andere, welche in unseren Partnerorganisationen Verantwortung tragen. Ihre Geschichte zeigt etwas auf von den vielen Hürden, die es in der Ausbildung, im Beruf und im gesellschaftlichen Leben zu überwinden gilt. Sie erzählt:

«Geboren wurde ich 1973 in der Gegend von Kalukembe. Meine Eltern sind bis heute, trotz ihres schon fortgeschrittenen Alters, aktiv am Leben der IESA beteiligt. Mein Vater arbeitete viele Jahre zusammen mit dem schon verstorbenen SAM-Mitarbeiter Edmond Racloz im Landwirtschaftsprojekt. Meine Mutter engagiert sich immer noch in verschiedenen Bereichen der lokalen Kirche und ist Lehrerin an der Bibelschule in Kalukembe. Dank dem christlichen Engagement und Zeugnis meiner Eltern fand ich zu einer persönlichen Beziehung zu Jesus und wurde mit achtzehn Jahren durch die Taufe als Mitglied in die Gemeinde aufgenommen.

Ein Herz für das ganzheitliche Wohl der Menschen

Schon früh hatte ich den Wunsch, kranken Personen beizustehen und diese bestmöglich zu behandeln. Nach einem Schreibmaschinenkurs im Jahr 1992 bekam ich für zwei Jahre eine Anstellung in der Verwaltung des Spitals Kalukembe, da ich zu diesem Zeitpunkt wegen der kriegerischen Auseinandersetzungen im Land meine Ausbildung in Lubango nicht fortsetzen konnte. Später war es mir möglich, diese auf Maturniveau abzuschliessen und schliesslich berufsbegleitend die Fakultätsausbildung als Pflegefachfrau zu beenden. 1999 fand ich Arbeit in der Hauptverwaltung des medizinischen Werkes der IESA in Lubango, wo ich fünfzehn Jahre mitarbeitete. 2014 wurde ich als Verantwortliche des Gesundheitszentrums Mapunda eingesetzt, wo ich bis heute arbeite. Was meine Ausbildung anbelangt, war es mir möglich, mit der Hilfe von Freunden 2017 in Paraguay die Masterausbildung in Spitalverwaltung abzuschliessen. Seit einigen Jahren gebe ich Unterricht an der Gesundheitsschule in Kalukembe und wirke als Tutorin bei den Abschlussarbeiten mit. Des Öfteren werde ich von verschiedenen lokalen Gemeinden angefragt, um Vorträge über Gesundheitsthemen zu halten. Ich bin sehr dankbar für alle Erfahrungen, welche ich in der Verwaltung und später im Gesundheitszentrum sammeln konnte. Mein Wunsch ist es, weiterhin direkt mit Kranken in Kontakt zu stehen und medizinische und geistliche Hilfe anzubieten. Auch interessiere ich mich sehr für Geburtshilfe sowie die Begleitung von Frauen vor und nach der Geburt.»

Fürsorge für Mutter und Kind

Ein wahrer Hürdenlauf

Suzana ist Mutter von fünf Kindern. Ihr Ehemann, ein Pfarrerssohn, arbeitete viele Jahre als Tierpflegefachmann. Leider machten sich seit einigen Jahren gesundheitliche Schwierigkeiten bemerkbar und vor einem Jahr ist er verstorben. Nicht nur darum war das Jahr 2021 für Suzana überaus schwierig. Einige Monate später wurde ihr Lohnkonto fälschlicherweise gesperrt. Wie sollte sie mit ihren Kindern ohne jegliches Einkommen die Schulgelder termingerecht bezahlen und genügend Nahrung für die Familie beschaffen? Auch da war sie wiederum auf die helfende Hand von Freunden angewiesen. In derselben Zeit verursachte ein Polizist einen Schaden an ihrem Auto und flüchtete, ohne seine Verantwortung wahrzunehmen. Dann entdeckte Suzana einen Knoten in der Brust, der sich jedoch Gott sei Dank als ungefährlich erwies. Und noch nicht genug: Im September kam die Information der Gesundheitsbehörden, dass alle Mitarbeitenden der IESA, welche staatliche Löhne beziehen, ins Spital Kalukembe versetzt werden sollten. Da es für Suzana unmöglich ist, die Kinder alleine zu lassen, welche in der Ausbildung stehen, ist bis heute nicht klar, wo sie in Zukunft eingesetzt wird.

S. in Mapunda

Suzana ist eine bestausgebildete, sehr engagierte und freundliche Pflegefachfrau. Sie ist in Jesus verwurzelt und bewältigt den Alltag mit seiner Hilfe. Wir sind überzeugt, dass Suzana auch in Zukunft ihren Platz findet und weiterhin ein grosser Segen für ihr Land, die Kranken und die Gemeinde sein darf. Wir freuen uns über alle einheimischen Mitarbeitenden, welche trotz wiederholter Frustrationen ihren Dienst mit viel Motivation weiterführen. Durch unsere Unterstützung können wir ihnen den Rücken stärken, in der Gewissheit, dass sie in ihrem Land Grosses erreichen und bewegen werden.

Rehabilitation in Mapunda

KURZNACHRICHTEN

Die Situation im Blick auf die Dürre im Süden Angolas hat sich noch nicht so richtig entspannt, obwohl es nun einige Früchte gibt. Es regnet nur mit grossen Unterbrüchen und wir wissen noch nicht, wie die Ernte ausfallen wird. Die IESA verteilt weiterhin zweimal pro Woche an verschiedenen Orten Mahlzeiten aus Maismehl und Soja. SAM global hat dafür 2000.- Franken gespendet.

Es braucht dringend Regen im Süden Angolas

Gross war die Freude, als im November 2021 zum ersten Mal seit der Covid-Krise wieder ein ausländischer Facharzt das Boa Vista-Team in Benguela unterstützen konnte. Dr. John Clements verbrachte mit seiner Familie drei Wochen in Angola und konnte während dieser Zeit 60 Operationen sowie über 200 Konsultationen durchführen. Für die einheimischen Augenärzte vor Ort war es eine intensive, aber auch wertvolle Zeit der Weiterbildung.

Herzlichen Dank für alle Unterstützung.

Elisabeth G.

SAM global
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