Hassatou ist eine Frau aus der Ethnie der Peul. Sie ist Muslima, kam auf Empfehlung einer ehemaligen Schülerin und wohnt in einer Vorstadt – 40 km von uns entfernt. Vor 10 Jahren wurde sie von ihrem Ehemann verlassen, nachdem sie gerade ihr erstes Kind geboren hatte. Der Mann erklärte ihr, er gehe ins Ausland, um Geld zu verdienen. Sie solle auch Geld verdienen, bis er wiederkomme. Mit ihrem Sohn schlug sie sich irgendwie durch und konnte sogar etwas Geld auf die Seite legen. Tatsächlich kam der Mann zurück, forderte das Geld, um angeblich ein Stück Land zu kaufen, und verschwand auf Nimmerwiedersehen. Nun stand sie da, ohne Unterkunft und ohne Geld und musste ihren Sohn weggeben. Sie selbst kam bei einer Nachbarin unter – schlief auf dem Fussboden und verkaufte für diese Nachbarin Besen. Als sie sich bei uns vorstellte, beschrieb Hassatou es so:
«Madame, ich bin eine Sklavin! Alles wurde mir genommen, auch meine Würde.»
Die Hauswirtschaftsschule ist ihre einzige Hoffnung, ihre Freundin konnte dadurch selbständig werden. Nun kommt sie jeden Schulmorgen pünktlich um 8.30 Uhr hier an. Dafür fährt sie um 5.30 Uhr los. Wir bezahlen ihr den Transport von umgerechnet CHF 4. – pro Tag. Nach vier Wochen Schulbesuch hat Hassatou bereits eine eigene, sehr einfache Unterkunft und einen Job in einem kleinen Laden gefunden. Sie hat ihren Sohn wieder zu sich genommen, da er bei der Pflegefamilie nicht mehr willkommen war. Wir übernehmen das Schulgeld für den Jungen, die Miete bezahlt Hassatou jedoch selbständig. Hassatou ist eine beherrschte, verbitterte Frau.
Als wir ihr das Schulgeld in die Hand drücken, kullern plötzlich ganz viele Tränen über ihr Gesicht. Unter Schluchzen erzählt sie uns, wie erniedrigend und entwürdigend sie die Zurückweisung ihres Ehemannes erlebt hat und wie bitter sie dies gemacht hat.
Wir erzählen ihr von der Liebe Gottes, von dem Gott, der sie sieht! Von dem Gott, der sie zu uns geschickt hat. Ein Hoffnungsschimmer flackert über ihr Gesicht – wir sind überzeugt, dass Gott mit Hassatou noch Geschichte schreiben wird!