Guinea

Was wir von Guineer/innen lernen können ...

28.7.2021
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2
Min.
Zwei Guineer mit Akkuschraubern in den Händen.

Was können wir von Guineer/innen lernen?

Wenn ich aus der Schweiz komme, merke ich bereits in den Abflughallen von Paris und Brüssel, dass es mehr «People of Color» als weisse Menschen gibt. Das war mir zuerst unbekannt und fremd und gab mir das erste Mal ein etwas mulmiges Gefühl, denn in der Tiefe habe ich eine gewisse Skepsis gegenüber fremden Menschen und unbekannten Kulturen. Werden sie mich akzeptieren, und werde ich sie verstehen? Aber nicht zuletzt durch die Offenheit, Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft vieler Guineer/innen konnte ich diese Furcht schnell überwinden.

Daniel – mein Ansprechpartner für Fragen aller Art

Wir haben das Privileg in Conakry auf einige langjährige, einheimische Mitarbeitende zählen zu können. Sie arbeiten seit vielen Jahren mit Europäer/innen und kennen deren Gewohnheiten und Eigenarten. Sie gehen damit diskret und zurückhaltend um. Mit der Zeit werden die Gespräche persönlicher und auch intensiver. Da ich oft in der Stadt unterwegs bin, habe ich viel von unserem Chauffeur Daniel gelernt. Er ist ein geduldiger Mann und zugleich weiss er, wie man auf den Strassen dieser Millionenstadt schnell vorankommt. Er kennt Ausweichrouten, sichere Parkplätze und wie man mit aufsässigen Polizistenverhandeln kann und fertig wird. Ich kann ihm viele Fragen zu Alltag und Kultur stellen und erhalte gute, differenzierte Antworten. Wo darf ich fotografieren und wo nicht? Was kostet ein Parkplatz? Gibt man Bettlern Geld, wenn ja, welchen? Wie lange bleibt man bei einem Trauerbesuch? Als weiser Christ hilft er auch beim Vermitteln von Anfragen und Anliegen anderer einheimischer Mitarbeitenden. Denn nicht selten stehen Fragen an wie: Welche Teilnahme an einer von vielen Beerdigungen ist wichtig? Ist eine Reise ins Heimatdorf im Landesinnern notwendig? Wie gross sollen Geschenke bei einer Geburt, Hochzeit oder Abdankung sein?

«Chancen sehen und packen»

Von anderen Guineer/innen habe ich gelernt, auch in schwierigen Situationen kleine Chancen zu sehen. Anfänglich sah ich mehr Probleme und Hindernisse, beispielsweise in der mangelhaften Abfallentsorgung. Aber ein Guineer hat mir gezeigt, dass dies auch Ansätze für neue Lösungen und Projekte sein können. Wenn die einzige, funktionierende Kunststoffrecyclingfabrik zu wenig Plastik erhält, könnte man ja selber welchen einsammeln, dorthin transportieren und der Fabrik verkaufen. Das grössere Problem war letztlich nur das mangelnde Startkapital. Aber sobald dies gesprochen und vorhanden war, wurde bei der Umsetzung des Projekts nicht lange «gefackelt». Er hat sofort jemanden in Conakry gefunden, der gute Gebrauchtwagen verkauft, der Autokarosserien anpassen und schweissen kann und vieles mehr, um ein solches Unterfangen zum Laufen zu bringen!

Peter F.
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