Tschad

Gottes Liebe schenken - beten und arbeiten

22.12.2021
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5
Min.
ein kleines Kind schaut mit grossen Augen nach oben

Vor etwas mehr als 18 Jahren machte ich meine ersten Schritte im Tschad, genauer gesagt in Abéché, im Waisenhaus Bakan Assalam, was übersetzt Ort des Friedens heisst. Nach und nach lernte ich dieses Land kennen und lieben und es wurde zu meiner zweiten Heimat. Ich knüpfte Beziehungen und es entstanden tiefe Freundschaften.

In Abéché ist es tagsüber oft sehr heiss

Zu Beginn meines Einsatzes habe ich die Lehrpersonen unseres Kindergartens unterstützt. Jeden Morgen streckten sich mir 50 kleine Hände entgegen, um mich mit strahlenden Augen zu begrüssen. Zusätzlich zur Vorbereitung auf die Schule haben die Kinder hier die Gelegenheit, durch die biblischen Geschichten und Lieder zu erfahren, dass da ein Gott ist, der sie liebt.

Der Kindergarten im Bakan Assalam

Das Highlight der Woche

Einmal pro Woche wird das Bakan Assalam zum Treffpunkt für die Mädchen und Jungs aus der Nachbarschaft. Ich habe jeweils im Mädchenclub mitgeholfen. Lange bevor es losging, sind sie gekommen und haben an meine Tür geklopft … Manchmal fühlte ich mich müde und es war heiss, aber die Freude dieser Mädchen hat mir neue Kraft gegeben. Es hat mich immer wieder beeindruckt, wie gut sie sich die biblischen Geschichten gemerkt und sie in der darauffolgenden Woche mit allen Details wiedergeben konnten. Sie haben sie nicht so schnell vergessen.

Die Mädchen lieben es, ihren Club zu besuchen und verpassen kaum ein wöchentliches Treffen

Den Familien und Waisenkindern beistehen

Noch viel zu oft stirbt im Tschad eine Mutter beim Gebären oder kurz darauf. Wenn die Grossmutter oder eine Tante so ein Halbwaisenkind aufnimmt, bieten wir ihnen eine zweijährige Begleitung und Betreuung an. Sie kommen dann für Beratungs- und Untersuchungstermine ins Waisenhaus. Während sie darauf warten, dass siean der Reihe sind, haben sie im Wartebereich die Gelegenheit, den Jesus-Film oder andere Filme anzuschauen, die dort gezeigt werden. Die meisten sind sehr interessiert daran.
Zu Beginn meines Aufenthalts im Tschad hatte ich die Möglichkeit, unsere Krankenschwestern bei den Besuchen der Waisenkinder und ihrer Familien im Busch zu begleiten. Immer wieder war ich beeindruckt von der herzlichen Gastfreundschaft dieser Menschen, obwohl sie so wenig besitzen. Ich habe viele schöne Erinnerungen an die gemeinsam verbrachten Abende, an denen wir ihren Geschichten lauschten. Und sie fragten auch uns, ob wir Geschichten zu erzählen hätten – was eine gute Gelegenheit war, die frohe Botschaft von Jesus Christus mit ihnen zu teilen. Das eine oder andere Mal überreichte uns eine Familie ein Geschenk, um ihre Dankbarkeit zu zeigen.

Anne-Marie hat die Herzen der Menschen gewonnen

In neue Aufgaben hineinwachsen

Während meines zweiten Aufenthalts änderte sich meine Hauptaufgabe. Ich übernahm die Leitung des Waisenhauses – etwas, das ich mir nicht selbst ausgesucht hätte. Daraufhin verbrachte ich mehr Zeit im Büro. Gott hat mir einen tschadischen Mitarbeiter zur Seite gestellt, der mir viel beigebracht und mich in schwierigen Situationen sehr unterstützt hat. So erhielt ich die Möglichkeit, Einfluss auf die verschiedenen Bereiche des Waisenhauses zu nehmen. Diese Aufgabe hat mir viel Freude bereitet.

Traurige Situationen, aber auch Wunder

Vor Ort haben wir eine Kinderstation, in der wir schwerkranke Waisen, Frühgeborene und verlassene Babys aufnehmen. Im Laufe der Jahre hat es viele traurige Situationen gegeben: Da war beispielsweise die unverheiratete junge Mutter, die Selbstmord beging, weil sie so verzweifelt war. Ihre Mutter hatte uns das Baby gebracht und gesagt, sie habe es gefunden. Sie tat dies, um die Würde der Familie zu wahren. Oder das Baby, das in meinen Armen starb, weil die Mutter gestorben war und die Familie nicht erkannt hatte, dass es schwer unterernährt war. Aber ich habe auch viele Wunder erlebt, beispielsweise mit einem ganz kleinen Mädchen, das weniger als zwei Kilogramm wog und Vollmilch statt der vorgesehenen Spezialmilch getrunken hatte. Gott erhörte unsere Gebete und sorgte dafür, dass es überlebte.

Ein Frühgeborenes wird liebevoll aufgepäppelt

Gott hat immer treu versorgt

Mit einem Herzen voller Dankbarkeit gegenüber Gott blicke ich zurück. Sicherlich war es nicht immer einfach, aber Gott hat immer vorgesorgt und mir unvergessliche Erfahrungen ermöglicht. Und ich danke auch all denjenigen herzlich, die mich unterstützt haben, finanziell und im Gebet. Ohne diese Unterstützung wäre unser Engagement nicht möglich. Bitte betet auch weiterhin für das kleine Team, das derzeit vor Ort ist. Die Mitarbeitenden brauchen unsere Gebete!
Nach dieser langen Zeit in Afrika bin ich nun seit Ende September wieder zurück in der Schweiz. Gott hat mir eine neue Aufgabe gegeben: Ich werde mich grösstenteils um meine betagte Mutter kümmern, die Unterstützung braucht. In Gedanken bin ich jedoch noch oft im Tschad. Die Arbeit, meine Mitarbeitenden und meine Freunde hinter mir zu lassen, war wirklich schwer. Tränen sind geflossen, aber ich bin neugierig, was Gott für mich in dieser neuen Etappe vorgesehen hat ...

Anne-Marie A.

HERZLICHEN DANK

Im Namen von SAM global danke ich Anne-Marie ganz herzlich für ihren langjährigen Einsatz im Tschad. Ihr Einsatz war geprägt von ihrer Bescheidenheit, mit der sie die einfachen Umstände und die hohen Temperaturen ertragen hat, sowie von ihrer grossen Liebe für die Menschen vor Ort. Gott segne dich auf deinem weiteren Weg, Anne-Marie!

Andreas Zurbrügg, Länderverantwortlicher

STRATEGISCHE NEUDEFINITION

Vom 16. bis 19. November fand ein Arbeitstreffen der Mitglieder des CA/CNEET, unserem nationalen Verband der christlichen Schulen, mit Sylvain M. und Jean Christophe H. statt. Wir konzentrierten uns auf die Strategie, um das CNEET besser zu organisieren und es bei verschiedenen Akteuren, die eine Vision für die christliche Erziehung haben, bekannt zu machen. Es wurden wichtige Schwerpunkte gesetzt.

Florent N., Projektleiter

Das CNEET-Team mit Besuchern
SAM global
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