Aus Baucamps für Arbeiten an Bibelschulen entstand die Idee, unser Wissen und Können mit unseren sri-lankischen Geschwistern zu teilen. Als dann Priya H., damals Leiter des BTC, mit dem Vorschlag einer soliden Handwerkerausbildung auf uns zukam, rekrutierten wir im April 2011 die ersten vier Lernenden und begannen mit dem Aufbau:
- Das CCS wurde als sri-lankische Non-Profit-Organisation gegründet. Für den Vorstand konnte eine Handvoll engagierter Leute gewonnen werden.
- Der Plan war, jedes Jahr eine Klasse von 15 Lernenden aufzunehmen. In der Realität waren wir froh, trotz der hohen Jugendarbeitslosigkeit genügend Lernende für alle Baustellen zu bekommen. Viele von ihnen verliessen das CCS nach kurzer Zeit wieder. Auf eine Aufnahmeprüfung wurde ganz verzichtet. Ein Grossteil der Lernenden kommt aus sozial schwierigen Verhältnissen. Sie erhalten am CCS eine zweite Chance.
- Die Ausbildung erfolgt nach dem schweizerischen, dualen Ausbildungsmodell: ca. 75% Praxis auf der Baustelle und 25% Theorie im Klassenzimmer.
- Von Anfang an konnte das CCS genügend Arbeit akquirieren, sodass die laufenden Kosten für den Schulbetrieb bald selbst erarbeitet werden konnten.
- Auch von Beginn an bekamen wir Unterstützung aus der Schweiz, nicht zuletzt von Handwerkern und dem Thurgauischen Baumeisterverband, der unseren Zwei-Jahres-Kurs akkreditierte.
- Nach fünf Jahren wurden das CCS und unsere Kurse von der sri-lan-kischen Regierung akkreditiert (TVEC). Damit eröffnete sich die Möglichkeit, legal Arbeitsvisa zu beantragen.
- Parallel zur Registrierung wurde auch der Syllabus (Lehrplan) erarbeitet und der Lehrstoff zusammengestellt.
Aktuelle Situation am CCS
- Kanut und Joshua, die im allerersten Kurs im Jahr 2011 mit dabei waren, sind heute, zusammen mit Sana, Vorarbeiter am CCS. Die einheimischen Mitarbeitenden sind wichtige Stützen des CCS.
- Wir sind seit Juli 2021 ganz zurück in der Schweiz, stehen aber nach wie vor für Projektplanung und Unterstützung zur Verfügung.
- Wir sind dankbar, mit Aldo und Rahel sowie Stefan und Daniela engagierte Leute vor Ort zu haben, die sich ins CCS investieren und die Vision weitertragen.
- Seit bald zehn Jahren sind wir auf der Suche nach einheimischen Personen für die Leitung des CCS, nachdem Priya H. ausfiel. Diesem Ziel scheinen wir nun sehr nahe zu sein, haben wir doch ein Ehepaar gefunden, das kompetent und bereit wäre, diese Aufgabe zu übernehmen. Wir beten dafür, dass Gott diesen Prozess weiterführt und leitet.
Wir haben viel gelernt
In den letzten Jahren durften wir nicht nur Wissen weitervermitteln, sondern auch selbst viel lernen. Wir möchten hier gerne einige Erfahrungen mit euch teilen.
In Lukas 9,62 sagt Jesus: «Wer seine Hand an den Pflug legt und zurücksieht, der ist nicht tauglich für das Reich Gottes.» Dieser Vers war uns schon vor unserem Einsatz in Sri Lanka klar, aber im Verlauf der letzten zehn Jahre hat Gott das immer wieder bestätigt: entweder kompromissloser Einsatz oder besser gar nicht anfangen. Unter erschwerten Bedingungen (wie das bei Einsätzen in anderen Ländern und Kulturen oft der Fall ist) wird das noch klarer. Auch wir sind an Grenzen gestossen. Ohne die Gewissheit, dass Gott uns für diese Arbeit berufen hat, dass wir in seinem Dienst stehen und seinen Willen tun wollen, hätten wir manchmal daran gedacht, aufzugeben.
«Ohne mich könnt ihr nichts tun!»
Dieses Wort aus Joh. 15,5 ist uns auch immer wichtiger geworden. Im März 2011 sind wir, Ruedi und Margrit, zuversichtlich nach Trincomalee gezogen: Wir kennen Sri Lanka, die Kultur und die Leute sind uns nicht fremd, wir sind gut vernetzt und wissen, was Berufsausbildung heisst – so dachten wir. Trotzdem kamen wir schon bald an Grenzen, die wir nicht erwartet hätten (Ausfall des Leiters vom BTC, nur wenige Lernende trotz grosser Jugendarbeitslosigkeit, Terroranschläge, Schwierigkeiten bei der Akkreditierung etc.). Gott hat uns immer wieder Türen geöffnet, die wir mit all unserem Bemühen nicht hätten öffnen können. Und er hat uns durchgetragen, wenn die Probleme uns erdrücken wollten.
Eine nachhaltige Veränderung von Denken und Handeln
Wir haben auch eine andere Sicht von christlicher interkultureller Arbeit bekommen. Warum sind viele Länder beispielsweise in Afrika trotz über 150 Jahren christlicher Mission und jahrzehntelanger Entwicklungshilfe noch weitgehend in einem traurigen Zustand? In seinem Buch «Europas Aufstieg und Verrat» schreibt H.J. Stückelberger: «Am Anfang jeder Kultur steht der Kult.» Er beherrscht das Denken und Handeln der Menschen. Dies verändert sich nicht automatisch, wenn Menschen die frohe Botschaft von Jesus Christus kennen lernen und annehmen. Sie müssen in der ganzheitlichen Art der Kultur der Bibel angeleitet und unterrichtet werden, wie es das «Buch der Mitte» von V. Mangalwadi so gut aufzeigt und erklärt. Darum hat es uns immer wieder begeistert, dass wir das am CCS ganz praktisch tun konnten: von Jesus erzählen, christliche Werte vermitteln und unseren Glauben mit seinen Auswirkungen im Alltag vorleben. Das hat auch Lal S., der Direktor vom Lanka Bible College in Kandy, realisiert und den Lehrplan verschiedener Kurse komplett umgeschrieben. Er sagt: «Sri Lanka braucht eine neue Kultur.»
Der Mensch plant seinen Weg, aber der Herr lenkt seinen Schritt
Wir haben das CCS aufgebaut und weitergeführt, weil Gott uns gerufen hat. Wir sind sein Werkzeug, um die Schule am Laufen zu halten. Dazu machen wir Pläne und haben Ziele. Unserer Erfahrung nach ist es jedoch wichtig, immer wieder bereit zu sein, diese Ziele neu zu justieren oder gar fallen zu lassen, wenn Gott andere Pläne hat. So haben wir beispielsweise die Kurse oft mit einer grossen Zahl von Lernenden begonnen. Nach einigen Monaten war nur noch eine Handvoll übrig, obwohl es doch unser Ziel war, möglichst viele auszubilden. Mit der Zeit durften wir jedoch erkennen, dass es sehr positiv sein kann, kleine Klassen zu haben. Man hat mehr Zeit für die einzelnen Lernenden, es ist einfacher, Beziehungen zu knüpfen und man kann sie in der Schule und vor allem in ihrem geistlichen Leben individuell fördern. Auch mit der Zeitplanung haben wir diese Erfahrung gemacht. Sehr oft stimmte unsere Planung nicht mit der von Gott überein, und dann hiess es einfach vertrauen, dass Gott lenkt (Sprüche 16,9). Was können wir uns mehr wünschen, als dass Gott seine Hand über dem Projekt hält? Denn dieses soll ja nicht nur an weltlichen, sondern vor allem an biblischen Massstäben gemessen werden.
Die Haltung macht den Unterschied
Wenn man sich auf eine Stelle bewirbt, geht man davon aus, dass man im Betrieb, respektive im Projekt, erwartet wird. Bei uns, Sven und Irene, war das anders. Ruedi und Margrit sagten uns, dass wir nicht erwarten dürften, dass am CCS jemand auf uns warte. Wir seien einfach die neuen «Weissen». Sie machten uns klar, dass wir uns nicht nur fachlich, sondern auch persönlich beweisen mussten. In fachlicher Hinsicht galt es zuerst zu lernen, Abläufe zu verstehen, was wie gehandhabt wird, und mit anzupacken. Erst dann konnten wir unser Fachwissen gezielt, aber feinfühlig einbringen. Auf der persönlichen Ebene war es wichtig, zuzuhören und Fragen zu stellen. Dadurch fühlt sich das Gegenüber respektiert und erwidert den Respekt. Dies hat uns aber auch sehr dabei geholfen, die Menschen und ihre kulturellen Hintergründe besser zu verstehen.
Ein grosses Dankeschön
In all den Jahren am CCS haben wir wahrscheinlich fast mehr gelernt als unsere Vorarbeiter und Lernenden. Es ist ein Segen für uns, dass wir diese Erfahrungen machen und dadurch auch persönlich und geistlich wachsen durften. Wir möchten uns an dieser Stelle ganz herzlich für alle Unterstützung in den vergangenen Jahren bedanken. Ein solches Projekt und vor allem die Mitarbeitenden brauchen Freunde und Betende, die ihnen den Rücken stärken und sie unterstützen. Die letzten Jahre waren fürs CCS und für uns in unerwarteter Hinsicht immer wieder sehr herausfordernd. Wir sind Gott dankbar, dass er uns sicher durch alle Hochs und Tiefs hindurchgeführt hat. Lasst uns gemeinsam dafür beten, dass Gott dem CCS auch in Zukunft treu zur Seite stehen wird.
Ruedi und Margrit S., Sven und Irene K.
EIN STEILER EINSTIEG
Als wir Ende Mai endlich in Trincomalee eintrafen, war die Umstellung gross, schliesslich haben wir nicht nur den Job, sondern auch den Wohnort und den Kontinent gewechselt. Es blieb uns kaum Zeit, um als Familie am neuen Ort und in der neuen Kultur anzukommen. Wir wurden von Sven und Irene sogleich in diverse Aufgaben eingeführt, weil uns nur eine kurze gemeinsame Zeit blieb. Wir machen das Beste aus der Situation. Bei Stefans Tätigkeiten ist von Einkäufer, Kurier, über Planer, Reinigungsfachmann, Projektleiter, Motivator, Instruktor, Administrator, Schüler und Lehrer ein bisschen alles dabei. Mit den Lernenden läuft es gut. Wir haben einen guten Draht zu ihnen und sie fühlen sich offensichtlich wohl. Auch unsere Kreativität können wir in vielen Bereichen gut in unsere Arbeit einfliessen lassen. Das bereitet uns Freude.
Daniela und Stefan B.
WIE AN EINER HOCHZEIT
Gut fünfzig Teilnehmende folgten der Einladung zum Sri Lanka-Dinner am 11. September, welches unter dem Motto «10 Jahre Treue Gottes» stand. Margrit und Ruedi S. als Gründerpaar sowie Irene und Sven K., welche kürzlich ihren Vierjahreseinsatz beendet haben, zogen mit ihren Ausführungen zur 10-jährigen Geschichte der Bauhandwerkerschule CCS alle in ihren Bann. Im Namen von SAM global durfte ich den beiden Paaren für die gelungene Aufbauarbeit und ihren kompromisslosen Einsatz für die Auszubildenden danken und ihnen gratulieren.
Der anschliessende Bericht von Jonas G. gab einen guten Überblick über die von SAM global unterstützten theologischen Ausbildungsstätten in Sri Lanka. Ein Höhepunkt des Abends war das Essen. Zum Jubiläum gab es ein Festmenü, so wie es in Sri Lanka bei einer Hochzeit serviert wird. Zahlreiche ehemalige «Baucampler» und langjährige Unterstützende nutzten den Abend, um Erinnerungen aufzufrischen und neuste Informationen zu erhalten.
vom 11. September 2021
GANZ AKTUELL
Das Team vom CCS ist sehr herausgefordert. Alle sind ziemlich erschöpft und ein dringendes Anliegen ist die nötige Verlängerung der Visa von Familie R. Vielen Dank für eure Unterstützung.
Andreas Zurbrügg, Länderverantwortlicher
Für unsere Mitarbeitendenfamilien am CCS suchen wir per sofort oder nach Vereinbarung ein
AU PAIR
Deine Aufgaben:
- Du kümmerst dich um mehrere Kinder von zwei Schweizer Familien und gestaltest ein abwechslungsreiches Tagesprogramm.
- Du unterstützt die Familien im Haushalt.
- Du hilfst den älteren Kindern wenn nötig bei den Hausaufgaben.
- Du investierst dich gerne je nach Bedarf, Interesse und Fähigkeiten in andere Bereiche des dynamischen Projektes.
Anforderungen und weitere Informationensiehe unter: https://www.sam-global.org/stellen/aupair-sri-lanka-ccs-kze