Guinea

Es geht los mit einer motivierten Klasse!

3.3.2021
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5
Min.
Cornelia mit einer Gruppe von Hauswirtschaftsschülerinnen, alle mit Handschuhen und Schürzen.

Am 5. Januar 2021 war es soweit: Die erste Klasse mit insgesamt 6 jungen Frauen fand sich in der neu gegründeten Hauswirtschaftsschule hier in Ratoma Centre ein. Vorausgegangen war eine Zeit der Renovation und Einrichtung der Schulungsräumlichkeiten. Eine schöne, saubere und moderne Schulküche sowie ein kleines Schulzimmer erwarteten die Schülerinnen. Jede der sechs Frauen legte vor Weihnachten hier vor Ort eine Aufnahmeprüfung ab: einen Text schreiben, drei Rechenaufgaben lösen und eine kleine praktische Aufgabe in der Küche erledigen.

Die neu umgebaute Schulküche

Ausbildung in Theorie und Praxis

Die Ausbildung hat zum Ziel, die Frauen zu befähigen, nach Abschluss der Ausbildung in einem Hotel, einem Restaurant oder einem städtischen Grosshaushalt eine Arbeit als hauswirtschaftliche Mitarbeiterin zu finden. Die Frauen können diese Ausbildung teilzeitlich machen, d.h. sie kommen an zwei Vormittagen pro Woche in die Schule. Wir haben die Ausbildung in drei Module aufgeteilt: Reinigung/Unterhalt von Räumlichkeiten (2 Monate) – Kochen, Service und Ernährungslehre (3 Monate) – Wäschepflege (1 Monat). Bereits in den ersten Schultagen ist klar geworden, dass mit diesen Themen viele Fragen des alltäglichen Lebens behandelt und diskutiert werden können. Die Frauen kommen aus sechs verschiedenen Ethnien und sie sind sehr motiviert und interessiert, Neues dazu zu lernen. Der Unterricht setzt sich aus Theorieblöcken und Praxisanwendung zusammen. Die Frauen können im Gästehaus das Gelernte in die Praxis umsetzen, indem sie Zimmer und Badezimmer reinigen und diese für unsere Gäste bereit machen. Im Frühling beginnt das Kochmodul, worauf sich alle besonders freuen. Hier lernen die Frauen, wie man einen Gaskochherd bedient und wie man mit den Nahrungsmitteln, die hier erhältlich sind, nahrhafte und ausgewogene Mahlzeiten zubereiten kann. Es macht Freude, die Frauen einzeln fördern und fordern zu können. Oft besprechen wir in den Pausen auch Fragen zur Gesundheit und zu kulturellen Gewohnheiten, die manchmal lebensfördernd, manchmal aber auch lebenshindernd sind. Glaubensfragen werden in unseren Diskussionen ebenfalls thematisiert – in der aktuellen Klasse hat es vier Christinnen und zwei Muslimas. Die Lebensschicksale berühren und motivieren uns, an dieser Ausbildung dranzubleiben und sie auch noch weiter auszubauen, zu verfeinern und zu verbessern.

Materialkunde Glas/Keramik

Eine bewundernswerte Kämpferin

Suzanne ist eine junge Frau, die vor ein paar Jahren aus der Waldregion nach Conakry zog, weil ihr Vater früh starb und die Mutter zu wenig Mittel hatte, um für das Mädchen aufzukommen. So kam sie in die Stadt und schlug sich mit Gelegenheitsarbeiten durch. Dann bekam sie ein Kind, dessen Vater sie jedoch im Stich liess. Sie kämpfte sich durch und erstarkte offensichtlich daran. Dann heiratete sie einen guten Mann und sie waren für zwei Jahre eine glückliche Familie, bevor das Schicksal erneut zuschlug: Der Mann starb gänzlich unerwartet durch plötzliches Herzversagen. Nun stand Suzanne wieder alleine da, mit einem Teenager und einem fünfmonatigen Baby. Sie liess den Kopf nicht hängen und suchte Wege, um ihre Familie zu ernähren. So darf sie momentan bei einer Pastorenfamilie wohnen. Jeweils von Montag bis Samstag besucht sie am Nachmittag die dreijährige Hebammenschule, die ihr aber nach dem Abschluss keinen sofortigen Verdienst ermöglicht, weil sie zuerst ein zweijähriges, unbezahltes Praktikum anschliessen muss. So hat sie sich entschlossen, zusätzlich noch bei uns die Ausbildung zur Hauswirtschafterin zu machen, weil sie auf den Herbst ein Jobangebot hat, sofern sie eine hauswirtschaftliche Ausbildung vorweisen kann. Diese tapfere und tüchtige Frau ist enorm motiviert und will alles wissen, was Hauswirtschaft, Küche und Service betrifft.

Dass Suzanne voraussichtlich in einem halben Jahr wieder selbstständig sein kann, ist natürlich wunderbar.

Cornelia F.

Kein einziger Fall von Covid-19

Schulen sind eine geniale Möglichkeit, um die Kinder zu prägen und mit der Guten Nachricht in Kontakt zu bringen. In den 22 im ganzen Land verteilten Schulen unserer Partnerkirche EPEG variiert der Anteil der muslimischen Schüler/innen zwischen 60 und 95%. Im März 2020 mussten die Schulen wegen der Corona-Pandemie geschlossen werden. Später konnten sie schrittweise wieder öffnen, es mussten aber gewisse Hygienemassnahmen gewährleistet sein. SAM global hat den Schulen finanziell geholfen, um die staatlichen Bedingungen umsetzen zu können. Es wurden 12’330 lokal hergestellte Masken an alle Schüler/innen und Lehrkräfte verteilt. Ausserdem wurden 120 Handwaschstationen errichtet, die je aus zwei Eimern, einem Hocker und natürlich Seife bestehen. Zur besseren Sensibilisierung wurden 8’600 Flyer gedruckt und verteilt, ebenso 750 Exemplare des Heftchens «Der Affe, die Hyäne und der Hase» für die kleineren Kinder. Das alles hat entscheidend dazu beigetragen, dass in keiner dieser christlichen Schule Covid-Fälle bekannt geworden sind. Wir sind Gott sehr dankbar und allen, die geholfen haben!

Schülerinnen und Schüler mit dem Flyer über die Corona-Schutzmassnahmen

Mit pädagogischen Kenntnissen und Jesus im Herzen

Für 2020 war ein Weiterbildungsprogramm geplant gewesen, das dann jedoch nicht durchgeführt werden konnte. Dieses Jahr sollte es klappen. Ousmane, der früher hauptverantwortlich für den Bereich der Seelsorge an den Schulen war, arbeitet immer noch eng mit dem nationalen Leitungskomitee der Schulen zusammen, insbesondere mit dem Direktor Michel L. Statt wie geplant eine zentrale Weiterbildung durchzuführen, wird aufgrund der aktuellen Situation jede Schule einzeln besucht. Die Lehrpersonen und Seelsorger werden geschult, wie sie nicht nur pädagogisch wertvolleren Unterricht gestalten, sondern auch den Glauben an Jesus und seine Liebe im Unterricht an unterschiedlichen Stellen stärker einfliessen lassen können. Wir sind überzeugt, dass sich das positiv auf die Leben der Schülerinnen und Schüler auswirken wird.

Gitte D.

Anstehen bei den Händewaschstationen

SAM global
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