Guinea

Abenteuerliche Besuchsreise in Guinea

25.5.2021
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5
Min.
Über 40 Menschen warten sitzend vor dem Spital.

Liebe ProESPOIR-Freunde und -Paten

Vom 1.-29. März fand meine erste Besuchsreise nach Guinea statt, seit wir wieder in der Schweiz wohnen. Da momentan kein Team von SAM global in Macenta vor Ort ist, war das Ziel dieser Reise, sicherzustellen, dass das Centre Hospitalier Régional Spécialisé (CHRS) in Macenta weiterhin gut funktioniert, und verschiedene Planungsgespräche mit den Verantwortlichen durchzuführen. Zudem sollte die Umsetzung verschiedener laufender oder neuer Projekte vorangetrieben werden.

Grundsteinlegung für den neuen Notfall-Pavillon

Eine abenteuerliche Sache

Angefangen hat es damit, dass bis zum letzten Moment nicht klar war, ob die Reise stattfinden konnte, weil das Visum fehlte. Der Flug war auf den 1. März gebucht. Die Vorbereitungszeit war zermürbend – einerseits alles planen, andererseits aber immer auch einen Plan B im Hinterkopf haben. Aber Gott sorgte gut: Am 23. Februar bekam ich Bescheid, dass die Anstrengungen unserer Administratoren in Conakry (die mit der Hilfe des Schweizer Konsuls das zuständige Sicherheitsministerium bearbeiteten) Früchte getragen hatten – wir bekamen die mündliche Zusage der guineischen Botschaft für die Visa. Am 24. Februar fuhr ich selbst nach Genf. Unterwegs sammelte ich an verschiedenen Bahnhöfen die Pässe und Visumsanträge von drei anderen Personen ein, die nach Guinea ausreisen wollten. In Genf konnte ich die Unterlagen abgeben und bezahlen, dann begann das Warten … Gegen 17 Uhr fuhr der Zug zur Rückfahrt nach Hause bereits im Bahnhof ein, als ich einen Anruf der Konsulatsmitarbeiterin erhielt: die Visa seien jetzt bereit! Und es hat tatsächlich geklappt.

Für die Reisen braucht es viel Geduld und gute Nerven

Reisen ist momentan kompliziert! Es gibt weniger Flüge – so musste ich ab Genf fliegen, weil es keinen genügend frühen Flug ab Zürich gab – und dort im Hotel übernachten, weil der Flug nach Paris so früh losging. Auf dem Rückweg musste ich dafür sechs Stunden in Paris warten. Dann natürlich die COVID-Tests: Bei der Hinreise war es noch einfach, für die Rückreise jedoch anspruchsvoll. Ich musste zwei Tage früher in Macenta abreisen, in Conakry in aller Frühe zum guineischen Testzentrum fahren und dort etwas drängeln, um möglichst früh auf die Liste zu kommen (die Online-Anmeldungen werden nicht beachtet). Anschliessend ging es aber sehr professionell zu und her, und ich konnte das ausgestellte Zertifikat (inkl. fälschungssicherem Hologramm!) am Abflugtag abholen.

Die CHRS-Spitalleitung

Sehr schnell wieder drin im Spitalalltag

Im CHRS wurde ich sehr herzlich aufgenommen – und ab dem zweiten Tag fühlte ich mich, wie wenn ich nie weggewesen wäre! Insgesamt war es ermutigend zu sehen, dass das Spital auf gutem Niveau weiterfunktioniert. Natürlich gibt es Probleme (beispielsweise bleibt die Medikamentenversorgung eine Herausforderung, und die COVID-Einschränkungen haben 2020 ein Loch in die Kasse gerissen) – aber diese Herausforderungen waren mir bekannt. Böse Überraschungen habe ich keine erlebt,
wofür ich sehr dankbar bin!

Die gut drei Wochen, die ich effektiv vor Ort sein konnte, waren gefüllt mit Jahresabschlüssen und -rapporten, Sitzung mit dem Verwaltungsrat am 11. März (zusammen mit den Vertretern des Gesundheitsministeriums), einige Sitzungen mit der Spitalleitung, Rundgang durch alle Spitalabteilungen und Austausch mit den Abteilungsleitern, Programmierung einiger Verbesserungen am AVICEMA (Spitalsoftware), Lancierung des neuen Projekts ISSIMA (Bau einer Notfall- und Überwachungsstation), Fortsetzung der laufenden Projekte CHARME (Renovation der Spitalsäle) und ReHaP-NZ (Orthopädie).

Die Orthopädie-Werkstatt

Erkennung und Behandlung von Hepatitis-B

Am 15. März kam Cornelia Staehelin ebenfalls in Macenta an. Als Oberärztin (Infektiologie Inselspital Bern) war sie ja schon mehrfach in Macenta und massgeblich an der Erstellung des neuen Projekts Forêt-B-plus beteiligt. Sie brachte wiederum ein Fibroscan-Gerät mit, welches wir freundlicherweise ausleihen durften. Im Voraus hatten wir eine Werbekampagne (inkl. Durchsagen am lokalen Radio) gemacht, und der Patientenandrang war enorm. Cornelia hat die Leberfibrose-Messungen gemacht, das Labor die entsprechenden Tests, und die Ärzte haben die Patienten empfangen und (wo nötig) die Therapie verschrieben. In Guinea sind rund 8% der erwachsenen Bevölkerung Hepatitis-B-Träger, und etwa ein Viertel unserer Patienten hatten Zeichen einer fortgeschrittenen Leberschädigung, was sehr viel ist. Dank einer Schweizer Stiftung konnten wir eine grosse Menge Medikamente kaufen, so dass wir fürs Erste bei allen, die es benötigen, mit der antiviralen Therapie beginnen konnten.

Durchführung einer Fibroscan-Messung

Die Therapie zeigt Wirkung

Ein Highlight war das Wiedersehen mit Pema, dem Sohn eines CHRSMitarbeiters. Vor fünf Jahren mussten wir bei ihm eine Hepatitis-B-Leberzirrhose feststellen – er war noch nicht einmal 20 Jahre alt … Er war damals einer der Patienten, die mich dazu führten, das Hepatitis-Programm voranzutreiben. In der Zwischenzeit war er mehrmals wegen lebensbedrohlicher Varizenblutungen der Speiseröhre (eine gefürchtete Komplikation der Leberzirrhose) im Spital. Seit vier Jahren ist er nun unter Therapie, und es war erfreulich zu sehen, wie seine Leberwerte besser werden und es ihm auch insgesamt besser geht!

Deadline bis Ende Juni

In der Hoffnung, neue Mitarbeitende für das Projekt zu finden, haben wir unsere Wohnhäuser noch nicht übergeben. Bis Ende Juni sollten wir entscheiden, wie es weitergeht. Wir beten für Personen, die klar Interesse bekunden, in Macenta zu arbeiten. (www.samglobal.org/projekt/proespoir)
Herzlichen Dank für eure Mithilfe!

David Leuenberger, Teilzeit-Projektleitung von der Schweiz aus

David Leuenberger
Teilzeit-Projektleitung ProESPOIR von der Schweiz aus
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